Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum es geregelte Sitzordnungen in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens gibt? Der Bundestagspräsident sitzt den Abgeordneten vorne in der Mitte und leicht erhöht gegenüber. Die Plätze der Abgeordneten im Bundestag sind ebenfalls nicht zufällig gewählt: Der Fraktionsvorsitzende jeder Partei sitzt in der ersten Reihe. Es gibt keine Partei, die ausschließlich hinter einer anderen sitzt. Das Brautpaar sitzt häufig am Kopf einer Tafel oder an einem separaten Tisch mit Blick auf alle Gäste. Bei den meisten Menschen gibt es zu Hause ebenfalls eine feste Sitzverteilung. Und in China sitzt der Gastgeber oder der Gast mit dem höchsten Status in der Mitte mit Blick nach Osten oder auf den Eingang. Die Form der Tische, ob rund oder lang, ist ebenfalls entscheidend: Runde Tische werden meist gewollt genutzt, um eine Gleichrangigkeit der Personen zu betonen; an länglichen Tischen kann eine Rangordnung dargestellt werden. Solche Beispiele von Sitzordnungen lassen sich endlos weiterführen.
Wo aber liegt der Ursprung dieses allgemein bekannten und manifestierten Rituals? Was genau macht ein Ritual eigentlich aus? Auf Basis welcher Grundregeln wird bestimmt, wer wo sitzen muss? Warum machen sich Personen Gedanken darüber, wo andere sitzen sollen und warum brechen Streitigkeiten der „sitzenden“ Personen untereinander aus? Dieser Artikel widmet sich der Beantwortung dieser Fragen und taucht zeitgleich ein in die Welt des Mittelalters, in der der Ursprung dieses Rituals begründet liegt und auf eine korrekte Sitzordnung noch weitaus mehr Wert gelegt wurde als heute.