Sonntag, 25. Januar 2015

Wunderzeichen

Wie zu jeder anderen Zeit kam es auch in der Frühen Neuzeit gelegentlich zu unvorhergesehenen Naturereignissen und ungewöhnlichen Phänomenen, die aus dem Wissen der Zeit heraus nur schwerlich erklärt werden konnten. Seit dem 16. Jahrhundert jedoch entwickelte sich für all jene Geschehnisse ein Erklärungsansatz, der sich mehr und mehr verbreitete.

Die Rede ist von den sogenannten Wunderzeichen. Seinen Ursprung hat dieser Begriff in der römischen Antike, denn er entwickelte sich aus dem lateinischen Wort prodigium. Dieses beschrieb ungewöhnliche Ereignisse und deutete sie zumeist als ungünstige Vorzeichen und als einen Hinweis auf drohendes Unheil. Bereits in der Antike wurden diese Prodigien als von den Göttern gesandt gedeutet.

Vor allem im 16. Jahrhundert geriet die lateinische Bezeichnung in den Hintergrund und die Bezeichnung „Wunderzeichen“ für ungewöhnliche Vorkommnisse setzte sich im deutschsprachigen Raum durch. Eine Gemeinsamkeit all dieser Wunderzeichen war, dass sie sich nicht in den damals als gewöhnlich betrachteten Lauf der Natur einfügten. 

Sonntag, 18. Januar 2015

Das lange 10. Jahrhundert – Ein dunkles Zeitalter des Papsttums?

„In Rom war nämlich der Bischof des apostolischen Stuhles verschieden, Johannes mit Namen; dieser hatte schon früher von seinem Verwandten Gift erhalten, jetzt aber wurde er von demselben und zugleich anderen Genossen seiner Freveltat, da er ihrer Meinung nach noch länger leben würde als daß ihre Begierde hätte gestillt werden können, da sie sowohl seinen Schatz wie die Leitung des Bistums an sich zu reißen dürsteten, so lange mit einem Hammer geschlagen, bis dieser im Gehirn stecken blieb.“
(Annales Fuldenses, zitiert nach: Hebers, Klaus, Geschichte des Papsttums im Mittelalter, Darmstadt 2012, S. 97.)

So berichten die Fuldaer Annalen vom Tode Papst Johannes‘ VIII. im Jahre 882. Dieser Mord stand am Beginn des langen 10. Jahrhunderts für das Papsttum, für das sich seit dem 16. Jahrhundert die Bezeichnung von Caesare Baronio Saeculum Obscurum – das dunkle Jahrhundert – verbreitet hatte. Von einigen Historikern wird die Herrschaft in Rom zu Beginn dieses Zeitraumes bis etwa in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts hinein auch als „Pornokratie“ oder „Hurenregiment“ bezeichnet. Das Papsttum schien also zu dieser Zeit, wie an diesen negativen Bezeichnungen zu sehen ist, den moralischen Ansprüchen, die bis heute damit verknüpft sind, keinesfalls gerecht zu werden. Doch nicht nur der unmoralische Lebenswandel einiger Päpste veranlasste Caesare Baronio von einem Saeculum Obscurum zu sprechen, sondern auch der Mangel an schriftlich überlieferten Quellen für diese Zeit. In diesem Artikel soll es nun darum gehen, die für dieses Zeitalter prägenden Ereignisse nachzuzeichnen und den Ursachen auf den Grund zu gehen, die dazu führten, dass das Papsttum zu einer „Pornokratie“ verkam.

Sonntag, 4. Januar 2015

Zwischen Magie und Heilkunde - Mittelalterliche Zauber- und Segenssprüche II

Im ersten Teil dieser kurz!-Reihe über die Wirkmächtigkeit von mittelalterlichen Zauber- und Segenssprüchen wurde aufgezeigt, dass Zauberformeln allgemein als Heilmittel gegen Krankheiten anerkannt waren und auch benutzt wurden. Die Heilung von Krankheiten mit Zauberformeln, das so genannte ‚Besprechen‘, wurde dabei eben nicht nur auf Kräuter und Heilsteine bezogen, sondern auch auf das Vortragen bestimmter Worte erweitert. Magische und medizinische Praktiken zur Heilung wurden im Mittelalter also gleichwertig behandelt. In diesem Artikel soll es nun darum gehen, spezifischer aufzuzeigen, was und wie geheilt wurde und an welche besonderen Umstände das erfolgreiche ‚Besprechen‘ geknüpft war.