Sonntag, 28. Dezember 2014

Odorich von Pordenone

Der Reisebericht eines Geistlichen über Indien und China

„Seine Vornehmheit besteht darin, lange Fingernägel zu besitzen. Manche Leute lassen ihre Daumennägel so lange wachsen, dass sie damit ihre Hände umschließen können. Die Schönheit der Frauen aber besteht darin, kleine Füße zu haben; daher haben die Mütter die Gewohnheit, ihren Töchtern nach der Geburt die Füße einzubinden, die sie ihnen dann nicht mehr wachsen lassen.“ (nach: Die Reise des seligen Odorich von Pordenone nach Indien und China (1314/18-1330). Übersetzt, eingeleitet und erläutert v. Folker Reichert, Heidelberg  1987, Kap. XXXIV, 2.)

Dieser exemplarische Ausschnitt aus dem Reisebericht von Odorich von Pordenone beschreibt einen Teil seiner Erfahrungen auf seiner Reise nach Indien und China. Reiseberichte sind eine überaus wichtige Quellengattung, die es möglich macht, auch die Weltsicht eines Reisenden zu betrachten und entschlüsseln. Wie verhalten sich fremde Völker? Wie sehen die Landschaften unbekannter Länder aus? Inwiefern unterscheidet sich die fremde Kultur von der eigenen? Diese und viele weitere Fragen lassen sich anhand von Reiseberichten beantworten. Doch wie jede andere Quellengattung auch müssen die Reiseberichte mit Vorsicht betrachtet werden. Dieser Artikel setzt sich mit den Problemen und den Chancen auseinander, die die Interpretation von Reiseberichten mit sich bringt. Exemplarisch für die Entstehung eines Berichts, die Reise und ihre Beschwerlichkeiten, die Beobachtungen und Abenteuer sowie die Reisenden selbst, steht hier der Reisebericht von Odorich von Pordenone.

Dienstag, 23. Dezember 2014

Marc Morris - "The Norman Conquest"


Marc Morris, englischer Historiker und Rundfunkmitarbeiter, versteht es, seine Leser auf 353 Seiten für die normannische Eroberung zu begeistern. In seiner 2013 erschienenen Monographie The Norman Conquest beschreibt er in einem flüssig zu lesenden Englisch die Ereignisse zur Vorgeschichte der normannischen Eroberung bis hin zu Wilhelms Tod.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Zwischen Magie und Heilkunde – Mittelalterliche Zauber- und Segenssprüche

Contra vermes.
Gang ût, nesso, mid nigun nessiklînon,
ût fana themo marge an that ben, fan themo bene an that flesg,
ût fan themo flesge an thia hud, ût fan thera hud an thesa strala.
drohtin, uuerthe so!

Übersetzung

Während dieser Spruch sowohl sprachlich, als auch inhaltlich für uns heute sehr fremd und befremdlich erscheint, war dieser für die Menschen im Mittelalter alltäglich und unglaublich nützlich. Es handelt sich hierbei nämlich um einen altsächsischen Zauberspruch des 9. Jahrhunderts, der einen an Schwindsucht leidenden Menschen heilen sollte. Der Erreger dieser Krankheit, so glaubte man, sei ein Wurm („nesso“), den es mithilfe des Zauberspruches auszutreiben galt.
Neben diesem Zauberspruch sind noch zahlreiche weitere Zaubersprüche des frühen und hohen Mittelalters überliefert, die zur Heilung von Krankheiten führen sollten. In diesem Artikel soll es vor allem darum gehen, aufzuzeigen, wo diese Zaubersprüche ihren Ursprung hatten, welches Verständnis von Krankheit und Heilung mit dem Verwenden eines Zauberspruchs verbunden war und wer mit den Zaubersprüchen heilte.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Das Erdbeben von Lissabon

Wissenschaftliche Fortschritte in nahezu allen Bereichen hatten das 17. und die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts geprägt. Isaac Newton (1643-1727) hatte seine Gravitationslehre vorgelegt, wissenschaftliche und religiöse Weltbilder näherten sich an und harmonierten beinahe miteinander, die Ideale der Aufklärung stießen vermehrt auf Resonanz und breiteten sich zusehends über den europäischen Kontinent aus und der Beherrschung der Natur durch den Menschen schien keine Grenzen mehr gesetzt. Vermutlich empfanden viele Zeitgenossen tatsächlich ein Gefühl der relativen Sicherheit, wenn nicht gar der Überlegenheit gegenüber der Natur. Dieser Optimismus sollte dann jedoch 1755 im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert werden und wie zahlreiche Publikationen bereits in ihren Titeln aussagen, auch die Erschütterung der gesamten geistigen, wissenschaftlichen und kulturellen Welt nach sich ziehen. Die Rede ist vom Erdbeben von Lissabon, um das es im heutigen Artikel gehen soll.

Sonntag, 23. November 2014

Die Staufer – Aufstieg einer Herrscherdynastie

Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/13/Konrad_III_Miniatur_13_Jahrhundert.jpg

Dieses Bild aus der Kölner Königschronik (entstanden im 12. und 13. Jahrhundert) zeigt Konrad III. (1093/94-1152), den ersten Staufer, der die römisch-deutsche Königskrone erlangte. Das prominenteste Mitglied der Staufer ist jedoch mit Sicherheit dessen Nachfolger, Friedrich I. Barbarossa (um 1122-1190), der auf einem Kreuzzug im Fluss Saleph in der heutigen Türkei ertrank und dessen Grablege bis heute unbekannt ist. Seine Popularität verdankt er unter anderem den zahllosen Legenden, die sich um seine Person ranken. So erzählte man beispielsweise über ihn, dass er gar nicht wirklich gestorben sei, sondern in den Bergen des Kyffhäuser sitze und dort auf die richtige Zeit warte, um zurückzukehren und sein Reich wieder zu errichten. In diesem Artikel soll es jedoch nicht um Barbarossa gehen, sondern darum, wer die Staufer waren und wie dieser zunächst eher unbedeutenden schwäbischen Adelsfamilie innerhalb eines halben Jahrhunderts der Aufstieg zum Königtum gelang.

Sonntag, 16. November 2014

Die Konstantinische Schenkung III

Teil 1: Datierung, Entstehung und mögliche Fälscher der Konstantinischen Schenkung
Teil 2: Rezeptionsgeschichte der Konstantinischen Schenkung im Mittelalter


In diesem dritten und gleichzeitig letzten Teil der Reihe über die Konstantinische Schenkung liegt der Fokus auf dem Nachweis der Fälschung. Die Echtheit der Urkunde und die Schenkung als solche wurden im Mittelalter nur selten – und wenn, dann nur sehr vorsichtig und nicht mit größter Konsequenz – infrage gestellt. Als beispielsweise Kaiser Otto III. (980‑1002, Kaiser ab 996) die Konstantinische Schenkung als Lüge titulierte, tat er das nicht in dem Wissen, dass die Urkunde eine Fälschung sei, sondern aus Unzufriedenheit hinsichtlich der päpstlichen Politik, die immer mehr versuchte, in die weltliche Politik einzugreifen und mit seinem Kaisertum konkurrierte. Für Otto war die Bezeichnung „Lüge“ also vielmehr eine Möglichkeit, den Machtanspruch des Papstes zurückzuweisen.

Sonntag, 2. November 2014

Der 'Schwarze Tod'

In der Mitte des 14. Jahrhunderts – genauer gesagt zwischen den Jahren 1347 bis 1350 – kam es in Europa zu einem Massensterben von bis dahin unbekanntem Ausmaß. Während die Menschen jener Zeit diese verheerende Katastrophe als 'großes Sterben' oder 'Pest' charakterisierten, waren es Chronisten des 16. Jahrhunderts aus Skandinavien, die die tödliche Katastrophe jener Zeit als 'Schwarzen Tod' bezeichneten. Diese Begrifflichkeit entstand nicht nur, weil damit das Furchtbare und Schreckliche, was symbolisch mit der Farbe Schwarz verbunden war, zum Ausdruck gebracht werden konnte, sondern auch, weil mit der Farbe ein spezifisches Symptom der Krankheit – gemeint sind die nekrotisierenden Entzündungen der Lymphknoten bei der Beulenpest – verbunden war. Die Bezeichnung 'Pest', mit welcher Zeitgenossen die Pandemie bezeichneten, bezog sich dabei weniger auf direkte Symptome des Massensterbens. Abgleitet vom Lateinischen pestis (Seuche) war der Begriff 'Pest' nämlich kollektiv für viele Krankheiten benutzt worden, die sich seuchenartig ausbreiteten.
In diesem Artikel soll dargestellt werden, wie der 'Schwarze Tod' nach Europa kam, wie die Zeitgenossen im 14. Jahrhundert die Seuche wahrnahmen und mit welchen Möglichkeiten und Strategien versucht wurde, sich vor der Pest zu schützen.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Das Edikt von Nantes und seine Folgen

Zwischen 1562 und 1598 war es in Frankreich zu acht Kriegen gekommen, die heute als Hugenottenkriege bekannt sind. Vereinfacht gesagt handelte es sich hierbei um eine Form von Bürgerkriegen zwischen dem französischen katholischen Adel und den in Frankreich lebenden Calvinisten – Protestanten, die sich an den Lehren des Reformators Johannes Calvin (1509-1564) orientierten. Zwar spielten in den verschiedenen Kriegen neben den religiösen Hintergründen durchaus auch dynastische und politische Faktoren eine Rolle, jene sollen in diesem Artikel jedoch nicht von Bedeutung sein.

Vielmehr soll es im Folgenden um das Dokument gehen, welches den achten und längsten Hugenottenkrieg (1585-1598) schließlich beendete: das Edikt von Nantes (Édit de Nantes). Am 13. April 1598 von König Heinrich IV. (1553-1610) in Nantes unterzeichnet, regelte es bis zu seiner Widerrufung im Jahr 1685 das Zusammenleben von Katholiken und Hugenotten (französischen Protestanten) und sollte „die Einrichtung eines guten Friedens“ schaffen. 

Das Edikt von Nantes

Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Edit_de_nantes.jpg

Sonntag, 12. Oktober 2014

Thronfolge im Mittelalter II

Teil II: Individualsukzession & primogenitur

Die Ottonen – Der Beginn einer neuen Nachfolgeregelung
Als König Heinrich I. 919 als Nachfolger Konrads I. (911-918) zum König des Ostfrankenreichs gekrönt wurde (die Umstände der Nachfolge können hier nachgelesen werden), war das Prinzip der Reichsteilung, vorausgesetzt der König hatte mehrere Söhne, die Regel. Allerdings war dieses Prinzip kein niedergeschriebenes Gesetz, sondern vielmehr eine durch häufigen Gebrauch allgemein anerkannte Form der Erbnachfolge. Heinrich I. brach mit dieser Tradition, indem er bereits 929 Otto, seinen ältesten Sohn aus zweiter Ehe, zum alleinigen Nachfolger designierte. Doch warum brach Heinrich mit der Tradition? Und was passierte mit Heinrichs anderen drei Söhnen Thankmar, Heinrich und Brun?

Sonntag, 28. September 2014

Die Schedelsche Weltchronik

Bei der Beschäftigung mit mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Chroniken stolpert man früher oder später immer über eine Chronik, die vor allem aufgrund ihrer zahlreichen kolorierten Stadtillustrationen Berühmtheit erlangte – den Liber chronicarum, gemeinhin auch bekannt als Schedelsche Weltchronik. Diese von dem „Hochgelehrten doctorem Hartmannum Schedel“ verfasste Chronik erschien 1493 in einer lateinischen und einer deutschen Version in Nürnberg.

Sonntag, 21. September 2014

Maria Sibylla Merian

Mit Sicherheit erinnert ihr euch noch an die D-Mark, aber erinnert ihr euch auch noch an das Bild der Frau, die auf dem 500-DM-Schein abgebildet war? Im heutigen Artikel soll es um das besondere Leben eben jener Frau, Maria Sibylla Merian, gehen. Sie galt als eine der bedeutendsten Naturforscherinnen und Künstlerinnen ihrer Zeit. Doch während ihr Werk die Jahrhunderte überdauerte, fiel die Frau dahinter für Jahrhunderte beinahe der Vergessenheit anheim, bevor mit Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Wiederentdeckung einsetzte.  Heute wird sie zu Recht als eine wichtige Wegbereiterin der modernen Insektenkunde anerkannt und unter anderem in Form von nach ihr benannten Straßen und Schulen entsprechend gewürdigt.


Sonntag, 14. September 2014

Hartmann Schedel

Hartmann Schedel wurde als Sohn einer Nürnberger Kaufmannsfamilie im Februar 1440 in Nürnberg geboren. Gefördert durch seinen Vetter Hermann Schedel (1410-1485), der selbst Arzt und Humanist war, begann er 1456 sein Studium der Artes liberales an der Universität in Leipzig und erlangte schon im Jahre 1459 den Grad eines Magister Artium. Während seiner Zeit an der Universität in Leipzig lernte Schedel den Wanderhumanisten Peter Luder (1410-1472) kennen, der zur selben Zeit an der Leipziger Hochschule lehrte. So kam er schon sehr früh in Kontakt mit dem Humanismus und der damit verbundenen Vorstellung, dass ein Mensch auf der Grundlage allseitiger moralischer und theoretischer Bildung seine Persönlichkeit frei entfalten könne.

Sonntag, 7. September 2014

Die Konstantinische Schenkung II

Der erste Teil der Reihe „Die Konstantinische Schenkung“ (hier) erörterte die unterschiedlichen Interpretationen zur Datierung, zum Entstehungsort und zu den möglichen Fälschern der Urkunde, sowie deren Motivation. Außerdem wurde deutlich gemacht, welche Machtfülle der Papst von Kaiser Konstantin vermeintlich geschenkt bekommen hatte. Genau an diesem Punkt setzt dieser zweite Teil an. Es kann nicht sicher gesagt werden, ob die Päpste wussten, dass ihnen eine gefälschte Urkunde vorlag oder nicht: Wahrscheinlich nahmen sie sogar eine mögliche Fälschung in Kauf, um für sich Vorteile aus dieser zu ziehen. 

Die Rezeption der Konstantinischen Schenkung im Mittelalter ist unter mehreren Gesichtspunkten erstaunlich: Zunächst bezogen sich zahlreiche Zeugnisse lediglich auf die Bekehrung zum Christentum und die Taufe Konstantins. Erst Mitte des 11. Jahrhunderts, also mehr als 200 Jahre nach der Entstehung der Fälschung, gibt es einen ersten Verweis auf das Constitutum Constantini und die darin enthaltene Schenkung. Die Entstehung der Urkunde und die Schenkung selbst wurden im Mittelalter hingegen nur sehr selten und vorsichtig infrage gestellt.

Sonntag, 17. August 2014

Der Herold

Auch wenn in den bisherigen Teilen zur mittelalterlichen Heraldik viel über Wappen, Ritter, Farben und Formen gesprochen wurde, ist eine Gruppe von Menschen, die unweigerlich mit der Heraldik verbunden ist, noch nicht zur Sprache gekommen: die Herolde. Um diese Lücke zu füllen, soll in diesem abschließenden Artikel zur Heraldik-Reihe dargestellt werden, wer diese Herolde waren und welche Aufgaben diese für die mittelalterliche Heraldik hatten.
Das Aufkommen der Herolde war kein plötzliches Phänomen, welches irgendwann einsetzte. Vielmehr kann man hier von einem langen Entwicklungsweg sprechen, an dessen Ende das Amt des Herolds als besonderer Kenner von Wappen stand. Die Amtsbezeichnung 'Herold' ist dabei dem althochdeutschen Wort 'hariowalt' entlehnt, was so viel bedeutete wie Heerverwalter oder eben jene Person, die die Symbole der Geschlechter und Götter kannte. Über das Altfranzösische, in welchem sich schon im 12. Jahrhundert mit 'hiraut' eine eigene Form der Amtsbezeichnung gefestigt hatte, wurde dann im 14. Jahrhundert der 'heralt' oder 'herolt' in den mittelhochdeutschen Sprachgebrauch integriert, wenngleich im Ausland die Herolde des Heiligen Römischen Reichs meist zu 'heraldus' lateinisiert wurden. Die Herolde waren es also, die der Heraldik ihren Namen gaben.

Sonntag, 10. August 2014

Ecclesia und Synagoga – Die Geschichte zweier Königinnen


In der bildenden Kunst des Mittelalters tauchen immer wieder zwei Frauenfiguren auf - Ecclesia und Synagoga/e -, deren Geschichte in diesem Artikel näher vorgestellt werden soll.

Das sogenannte Ecclesia-Synagoga-Motiv entwickelte sich wohl um 850, das heißt unter der Herrschaft der Karolinger. Dabei standen Ecclesia und Synagoga beinahe immer allegorisch, das heißt bildlich und stellvertretend, für die beiden Religionen Christentum und Judentum. Sie tauchten gemeinsam oder einzeln auf Fresken, als Statuen, in und an Kirchenbauten sowie in Büchern auf. In der Frühzeit des Christentums galten sie dabei zunächst als gleichberechtigte Bräute Christi, was sich auch in ihrer Darstellung widerspiegelte. Beide wurden als starke, erhabene und gekrönte Frauen präsentiert, die sich häufig nur dadurch unterschieden, dass die Ecclesia in einer betenden Haltung gezeigt wurde, während die Kleidung der Synagoga häufig antike Züge aufwies und so auf die längere Existenz des Judentums gegenüber dem Christentum hindeutete.

Sonntag, 3. August 2014

Die Konstantinische Schenkung I

Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bc/Sylvester_I_and_Constantine.jpg
Das hier abgebildete Bild aus der Basilika Santi Quattro Coronati in Rom ist ein Fresko aus dem Jahre 1246. Dieses Fresko erzählt uns die Geschichte von einem vermeintlichen Übereinkommen zwischen Papst Silvester I. (314-335), sitzend auf der linken Seite, und Konstantin dem Großen (306-337), das Knie leicht beugend, der dem Papst das Phrygium (kegelförmige Haube und Vorgänger der Tiara), den Baldachin und den Papstpalast übergibt – eine Handlung die bereits um 315 stattgefunden haben soll. Das Fresko basiert auf dem Constitutum Constantini (auch Donatio Constantini ad Silvestrem genannt), einer Urkunde von Konstantin an Papst Silvester. In der deutschen Mediävistik hat sich der Begriff „Konstantinischen Schenkung“ etabliert. Doch eine weitere Bezeichnung des Constitutum Constantini ist vielleicht sogar noch bekannter und enttarnt die Geschichte der Konstantinischen Schenkung: die Konstantinische Fälschung.

Sonntag, 20. Juli 2014

Der St. Galler Klosterplan

Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a5/Codex_Sangallensis_1092_recto.jpg


Es gibt nicht wenige Stimmen, die diese Zeichnung als eine der wichtigsten Hinterlassenschaften des Mittelalters bezeichnen und sie in einem Atemzug mit dem Teppich von Bayeux nennen: den St. Galler Klosterplan.

Fünf zusammengenähte Pergamentstreifen, die zusammen eine Fläche von 112 x 77,5 cm ergeben, zeigen bis zu 50 Gebäude, die zum Komplex des Klosters und der zentral abgebildeten Abteikirche gehören. Alleine die Fertigung aus fünf Pergamentstreifen zeigt das Bewusstsein des Auftraggebers etwas Wichtiges herzustellen, denn Pergament war im Mittelalter sehr wertvoll und kostbar; es konnte aber auch einen viel längeren Zeitraum als Papyrus überdauern. Wie wertvoll Pergament war, zeigen auch die Rückseite und der linke, untere Teil der Vorderseite: Dort wurde das Pergament Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts erneut benutzt und mit der Vita des Heiligen Martin beschrieben. Pergament als Beschreibstoff war also so kostbar, dass es sehr häufig mehrmals beschrieben wurde. 

Was aber ist so wichtig, dass es auf diesen fünf Pergamentstreifen gezeichnet werden musste? Und was ist auf diesem Plan abgebildet und wie hilft er uns, das Mittelalter zu verstehen?

Sonntag, 6. Juli 2014

Die Benediktinerregel Benedikts von Nursia

Nam scripsit monachorum regulam discretione praecipuam, sermone luculentam. Mit diesen Worten hat schon Papst Gregor der Große (540-604) in den Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum, welche Viten und Wundertaten von italienischen Heiligen beinhalten, die Benediktinerregel gewürdigt, die zwischen 540 und 550 von Benedikt von Nursia verfasst worden war. Diese, so der Papst, zeichne sich nicht nur durch ihre große Weisheit, sondern auch durch die besondere Klarheit der Worte aus. Was ist nun die Benediktinerregel und was veranlasste Benedikt von Nursia, diese zu verfassen?

Sonntag, 29. Juni 2014

Die Stationen einer Hexenverfolgung

 Folterung einer der Hexerei Verdächtigten, Holzschnitt, unbekannter Künstler, um 1590.

Wie ihr bereits im Artikel über den Hexenhammer erfahren konntet, kam es besonders zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert im deutschen Raum zu zahlreichen Hexenverfolgungen. Heute soll es darum gehen, die Stationen einer solchen nachzuzeichnen. Gleich zu Beginn gilt es hier jedoch darauf zu verweisen, dass es nicht die eine Hexenverfolgung gab. Jeder Hexenprozess stellte einen Einzelfall dar und unterschied sich hinsichtlich verschiedenster Aspekte von seinen Vorgängern und seinen Nachfolgern. In jeder Region, wenn nicht gar auf lokaler Ebene, wurde eine unterschiedliche Prozessführung verfolgt: Frauen wurden unterschiedlich behandelt als Männer, alte Angeklagte anders als junge, es spielte eine Rolle von wem die Angeklagten der Hexerei beschuldigt und vor Gericht gebracht worden waren und letztlich gestaltete sich ein Prozess danach, welches Vergehen den Beschuldigten genau zur Last gelegt wurde.

Freitag, 27. Juni 2014

Mitarbeit bei kurz!-Geschichte



Kannst Du dir vorstellen ein Teil von kurz!-Geschichte zu werden?


Nachdem unser Projekt nun schon eine Weile läuft, würden wir gerne den Bereich Frühe Neuzeit ausweiten und dafür brauchen wir Dich!
  • Hast du ein besonderes Interesse an dieser Epoche und kannst du dir vorstellen bei uns mitzumachen?
  • Hast du eigene spannende Ideen für Artikel oder unser Projekt?
  • Hast du die Zeit in regelmäßigen Abständen 1-2seitige Artikel zu schreiben?

Wir freuen uns über eine Kontaktaufnahme
über Facebook oder unseren Blog!


Insbesondere Interessentinnen sind willkommen! J

Sonntag, 22. Juni 2014

Wilhelm der Eroberer und der Beginn des englischen Mittelalters

Während das Mittelalter bei uns grob auf die Jahre 500 bis 1500 datiert wird und genaue Zeitpunkte des Beginns und des Endes weiterhin Diskussionen ausgesetzt sind bzw. verschiedene Ereignisse als Randpunkte interpretiert werden, ist die Datierung des englischen Mittelalters in der Forschung an zwei feste Ereignisse gebunden: Das englische Mittelalter begann 1066 mit der Eroberung Englands und der Inthronisation des Normannen Wilhelm I. der Eroberer und endete 1485 mit dem Beginn der Tudor-Dynastie. Wie der Titel dieses Artikels verrät, steht hier der Beginn des englischen Mittelalters und damit verbunden die normannische Landnahme durch Wilhelm I. im Mittelpunkt. 

Das englische Mittelalter genießt noch heute einen anderen Stellenwert in England als das Mittelalter in Deutschland: Die großen Fernsehstationen beispielsweise produzieren Dokumentationen, die zur besten Sendezeit ausgestrahlt werden. Und auch wenn Wilhelm der Eroberer einigen Menschen in Deutschland ein Begriff sein wird, sind vielen dennoch nicht die Umstände bekannt, wie Wilhelm erster anglo-normannischer König Englands wurde und was dieses einschneidende Ereignis für Konsequenzen im bisherigen angelsächsischen England nach sich zog. Selbst an deutschen Universitäten ist die englische Geschichte – gerade die der angelsächsischen Zeit (597-1066) und des englischen Mittelalters – eine zu selten behandelte Thematik.

Sonntag, 15. Juni 2014

Judith und Balduin von Flandern - Zwischen Zwangsheirat, Flucht und Selbstbestimmung

Trennungen, Scheidungen, Rosenkriege. Heute vergeht kaum ein Tag, an dem die Medien nicht von Eheaffären größerer oder kleinerer Berühmtheiten berichten. Auch das 9. Jahrhundert kannte solche Affären. Am berühmtesten ist wohl der Fall des fränkischen Königs Lothar II., der sich von seiner Ehefrau Theutberga scheiden lassen wollte, um seine Konkubine Waldrada zu ehelichen oder aber die Angelegenheit um den Sohn und Nachfolger Karls des Kahlen Ludwig den Stammler, der seine erste Ehefrau Ansgard verstieß, um in zweiter Ehe Adelheid zu heiraten. Es wird deutlich, dass in der von patriarchalischen Strukturen geprägten Gesellschaft immer Männer Schritte einleiteten, um die Ehe dem eigenen Willen zu unterwerfen. Dieser Artikel möchte jedoch nicht die Männer, sondern eine Frau in den Blick nehmen, die im 9. Jahrhundert selbstbestimmt dafür kämpfte, die Ehe, die eben ausschließlich vom Willen des Mannes abhängig war, nach dem eigenen Willen auszurichten.

Sonntag, 8. Juni 2014

Der Hexenhammer

Dass gewisse Bücher durch ihren Inhalt Spuren in der Geschichte hinterlassen, ist keine Seltenheit. Selten jedoch ist ein Buch erschienen, das durch seine Wirkungsmacht solche schrecklichen Konsequenzen für die von ihm Betroffenen nach sich gezogen hat wie der Malleus Maleficarum, der sogenannte Hexenhammer.

Dieses Werk, das als die legitimierende Grundlage für die Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit angesehen werden kann, erschien erstmals 1486 gedruckt in Speyer. Es erwies sich bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts als überaus erfolgreich und erlebte 29. Nachauflagen. Somit handelt es sich beim Hexenhammer zwar um eines der meistgedruckten Werke der Frühen Neuzeit, es wurde jedoch niemals von einem geistlichen oder weltlichen Herrscher anerkannt. Heute steht fest, dass der Hexenhammer wohl eigenständig von dem Dominikaner und Inquisitor Heinrich Kramer (ca. 1430-1505) verfasst wurde. Die These, dass Jakob Sprenger (1435-1495) seines Zeichens auch Dominikaner und Inquisitor als Mitautor des Hexenhammers gewirkt habe, gilt in der Forschung mittlerweile als widerlegt. Ihren Ausgangspunkt hatte diese Vermutung in der Tatsache, dass auf den frühen Titelblättern häufig auch Sprengers Name zu finden gewesen war. Sprenger selbst jedoch versuchte gegen das Auftauchen seines Namens auf den Titelblättern vorzugehen und positionierte sich später eindeutig als Gegner der Hexenverfolgung.

Sonntag, 25. Mai 2014

Die Krönung Heinrichs I. (919-936)

Um den 12. Mai 919 – das Datum ist nicht genau gesichert – wurde Heinrich in der Königspfalz Fritzlar zum neuen König des ostfränkischen Reichs gekrönt und damit Nachfolger von Konrad I., der Ende 918 verstorben war. Die lange Spanne zwischen dem Tod des alten Königs und der Krönung des neuen Königs liefert schon Hinweise darauf, dass diese Königskrönung nicht unumstritten war und es scheinbar Probleme um die Nachfolge gab. Im Folgenden versucht dieser Artikel den Weg zur Krönung Heinrichs und die Besonderheiten dieser zu beleuchten.

 Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/14/BildHeinrich.jpg   



Um das Besondere an dieser Krönung aufzeigen zu können, müssen wir die Anfänge der Familie Heinrichs kurz skizzieren. Heinrich war der Enkel eines gewissen Grafen Liudolf, über den nicht viel bekannt ist, außer dass er eben den Titel eines Grafen trug und dass er zwei Söhne, Otto und Brun, sowie eine Tochter, Liudgard, hatte. Der Titel „Graf“ bezog sich dabei auf das Herrschaftsgebiet der Liudolfinger – so wird die Familie des Stammvaters Liudolf genannt – in Sachsen. Die Liudolfinger waren also ein sächsisches Adelsgeschlecht, das die Herrschaft in Sachsen etablierte, sicherte und schließlich ausbauen konnte.

Sonntag, 18. Mai 2014

Thronfolge im Mittelalter

Teil I: Erbkönigtum & Reichsteilung
Jedes Mal, wenn ein König oder ein Kaiser im Mittelalter starb, musste natürlich schnellstmöglich ein Nachfolger gefunden werden. Im Idealfall stand der Nachfolger bereits vor dem Tod des amtierenden Herrschers fest und wurde also frühzeitig designiert, das bedeutet, dass der Thronfolger bereits bestimmt wurde, sodass die Übergangszeit zwischen zwei Königen möglichst kurz andauerte.

Die Thronfolge im Mittelalter war nicht immer eindeutig, häufig sogar gar nicht geregelt. Von einem „Erbrecht“, gemäß einem Gesetz, auf den Thron zu sprechen, ist vor allem für das Frühmittelalter auszuschließen. Der häufigste Fall und wohl auch der Wunsch des amtierenden Königs war es, seinen eigenen Sohn als Nachfolger zu bestimmen. Ein Regelfall war es dennoch nicht.

Was geschah demnach, wenn der Herrscher zwei, drei oder weitere Söhne hatte? Was, wenn der Herrscher keinen einzigen Sohn mehr hatte, weil seine Söhne frühzeitig gestorben waren oder er schlicht keine Söhne gezeugt hatte? Konnte seine Frau oder sogar eine seiner Töchter die Herrschaft übernehmen? Und was geschah, wenn der Herrscher einen Sohn hatte, dieser aber viel zu jung für die Herrschaft war? Wenn kein Familienangehöriger Nachfolger wurde/werden konnte, wer entschied dann über die Nachfolge? Entschied der König allein, wer sein Nachfolger werden sollte?

Diese Serie „Thronfolge im Mittelalter“ beschäftigt sich mit diesen und weiteren Fragen und stellt anhand eines oder mehrerer Beispiele aus dem Mittelalter verschiedene Möglichkeiten der Thronfolge vor.

Sonntag, 11. Mai 2014

Die Entwicklung des Wappenwesens


Ab dem 13. Jahrhundert wandelte sich das Wappen mehr zum Persönlichkeitszeichen und gab seine vormalige Aufgabe als Gruppenzeichen oder Verteidigungswaffe sukzessive auf. Mit der aufkommenden Turniertradition im 12. und 13. Jahrhundert und der Zeit des europäischen Rittertums kann man zudem davon sprechen, dass nun innerhalb der Heraldik ein Wandel von der Kriegsheraldik zur Turnierheraldik vollzogen wurde, der einige Veränderungen mit sich brachte. 

Für die Turniere wurden Wappen für den Adel besonders wichtig und auch hier war es erneut das Problem der individuellen Identifikation, welches dafür sorgte, dass eine Entwicklung innerhalb der Heraldik einsetzte. Da Wappen nun erblich geworden waren, stand das Wappen als Persönlichkeitszeichen nicht mehr nur stellvertretend für eine Einzelperson, sondern als Familienzeichen für eine ganze Familie. Dadurch sah der Adel sich mit dem Umstand konfrontiert, dass mehrere Personen sowie auch mehrere Familien das gleiche Wappen führten beziehungsweise führen konnten. Dies war aber bei den Turnieren, die nur dem Adel zugänglich waren, nicht zugelassen, noch weniger gewollt. Um ein Wappen wieder in die Richtung des Persönlichkeitszeichens zu rücken, entstanden so im Laufe der Zeit mehrere heraldische Elemente, die zur Individualisierung des Wappens führten. Zu diesen Elementen zählt die Heraldik den Helm, die Helmzier und die Helmdecke; also genau die Bestandteile, die heute wie damals ein sogenanntes Vollwappen ausmachen.

Sonntag, 4. Mai 2014

Flach wie eine Pizza? Das mittelalterliche Weltbild

Kolumbus ist als Entdecker zu bewundern. Schließlich hisste er die Segel gen Westen in dem Wissen, dass die Erde eine Scheibe sei und man jederzeit herunterfallen könne.

Auch heute noch hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass die Menschen des Mittelalters an dieses Weltbild glaubten. Fällen wir dabei nicht ein falsches Urteil? Schließlich hat der griechische Gelehrte Eratosthenes bereits um 240 v. Chr. den Erdumfang mit einer geringen prozentualen Abweichung ermitteln können. Das Wissen um eine Kugelgestalt war also bereits seit der Antike vorhanden. Nicht nur in der Literatur der römischen und griechischen Antike (Plinius d. Jüngere führt z.B. in seiner um 77 n. Chr. entstandenen Historia naturalis Beweise für eine Kugel auf, die im Mittelalter rezipiert wurde), sondern auch in der Bibel finden sich zahlreiche Stellen, die von einer Kugelform ausgehen. Beispielsweise findet sich bei Jer. 10,12 folgender Beleg: „Er hat aber die Erde durch seine Kraft gemacht und den Weltkreis bereitet durch seine Weisheit und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand.“

Samstag, 3. Mai 2014

Die Weltkarte von Saint-Sever


http://ocw.unican.es/humanidades/teoria-y-metodos-de-la-geografia.-evolucion-del/material-de-clase-1/archivos-modulo-3/mapas-en-t-y-portulanos/Saint-sever.jpg

Die hier abgebildete Weltkarte Saint-Sever ist ein beeindruckendes Zeugnis des Mittelalters und zeigt in beeindruckender Weise die christlich geprägte Weltanschauung der Menschen zu dieser Zeit. 

Diese Weltkarte ist eine Nachzeichnung und entstand um 1060 in Saint-Sever, einem Kloster in Aquitanien, Frankreich. Das Original dagegen lässt sich nicht genau datieren: Beatus‘ von Liébanas (um 700-798) Werk, ein Kommentar zur erwarteten biblischen Apokalypse, entstand wohl um 776 und enthielt die Vorlage dieser Nachzeichnung. Beatus wurde nach der Flucht aus seiner Heimat im Süden Spaniens ins Königreich Asturien, wo er sich vor der muslimischen Herrschaft sicher fühlte – die Muslimen übernahmen die Herrschaft und sorgten für einen wahren Flüchtlingsstrom aus seiner Heimat –  Mönch und verschrieb sich dem christlichen Widerstand gegen die Herrschaft der Muslime. 

Sonntag, 27. April 2014

Columba von Iona

„34 Jahre lebte er als Kämpfer auf der Insel und er konnte nicht einmal eine einzige Stunde verbringen, ohne dem Gebet, der Schriftlesung, dem Schreiben oder einer anderen Tätigkeit zu obliegen. Auch war er Tag und Nacht ohne Unterbrechung so beschäftigt mit dem unermüdlichen Fasten und Nachtwachen, dass die Last eines jeden einzelnen Werks jede menschliche Möglichkeit zu übersteigen schien. Und bei all diesem verhielt er sich liebevoll zu jedem, sein heiliges Gesicht strahlte immer nur Freundlichkeit aus, und erfüllt von der Freude des Heiligen Geistes war er in seinem innersten Herzen glücklich.“
                                   -  Adomnan, Abt von Iona (~628-704), über den heiligen Columba



http://www.oodegr.com/english/biographies/eikones/Columba_Iona2.jpg


Adomnan (häufig auch Adamnan) schrieb die Vita des heiligen Columba von Iona, auch Columban der Ältere genannt, ungefähr 100 Jahre nach dessen Tod als Erinnerung an sein vorbildliches Leben und als Maßstab für die im Kloster lebenden Mönche. Die Vita Sancti Columbae ist ein wichtiges Zeugnis des frühen Mittelalters, weil es uns die Vorstellung des idealen Lebens eines Geistlichen im Frühmittelalter vermittelt und zentrale Themen wie die Missionierung darstellt. Dank der relativ kurzen Zeitspanne zwischen Columbas Tod und dem Verfassen der Vita gab es durch mündliche Überlieferungen noch genaue, kaum verfälschte Beschreibungen Columbas und seines Lebens. 

Wer aber war Columba von Iona, dass gerade sein Leben in einem Buch niedergeschrieben wurde und für die Nachwelt aufgehoben werden sollte? Und warum war sein Wirken für die Nachwelt so wichtig?

Sonntag, 20. April 2014

Der Ursprung des Wappenwesens

Wenn man an das Mittelalter denkt und dabei die Eindrücke mitschwingen lässt, die Filme immer wieder vom Mittelalter vermitteln, dann gibt es vor allem eine Sache, die man sofort mit dem Mittelalter verbindet: den Ritter und wie er zu Pferd in seiner glänzenden Rüstung in einem Tjost, dem ritterlichen Lanzenspiel, gegen einen Turnierrivalen antritt. Und doch war bei der kämpferischen Ausstattung des Ritters nicht alles glänzend, sondern teilweise sogar unglaublich bunt und farbenfroh. Es handelte sich dabei um den mit dem Wappen des Ritters verzierten Schild. Wo diese Wappen ihren Ursprung fanden und welche Funktion diese erfüllten, das soll in diesem Aufsatz genauer dargestellt werden.

Sonntag, 13. April 2014

Act of Settlement

Der Act of Settlement, auf Deutsch häufig als Grundordnung bezeichnet, ist ein Gesetzestext, der im Juni 1701 vom englischen Parlament erlassen wurde und bis heute gültig ist. Es handelt sich hierbei um eine Regelung der Thronfolge, die in einem ersten Schritt besagt, dass nur Protestanten den englischen Thron besteigen dürfen. Der Ausschluss aller Katholiken von der Thronfolge ist mit dem anti-katholischen Klima zur Entstehungszeit des Dokumentes zu erklären.

Der Act of Settlement wurde zu einem Zeitpunkt erlassen, als sich abzeichnete, dass mit Anne Stuart (1665-1714) die letzte zur Stuart-Familie gehörende Protestantin auf dem englischen Thron sitzen würde, da diese keine überlebenden Nachkommen hatte. Nach ihrem Tod und dem Ende ihrer Regierung bestand also in den Augen des Parlamentes die Gefahr, dass andere Nachkommen und Verwandte ihres Vaters, des römisch-katholischen Königs Jakob II. (1633-1701), wieder Ansprüche auf den Thron erhöben. Jakob II. selbst war im Zuge der sogenannten Glorreichen Revolution (Glorious Revolution) von 1688/89, die die Schaffung des parlamentarischen Regierungssystems und das Ende des königlichen Absolutismus zur Folge gehabt hatte, abgesetzt worden.

Sophie von der Pfalz

Sophie von der Pfalz 

Vorausgesetzt Sophie von der Pfalz hätte gute zwei Monate länger gelebt, dann wäre sie uns heute als Königin von Großbritannien bekannt. So aber ist über die Prinzessin von der Pfalz nur wenig in die Geschichtsbücher eingegangen und es sind hauptsächlich ihre eigenen auf Französisch verfassten Memoiren, die uns Auskünfte über ihr Leben geben.

Bankrott

Der Begriff "Bankrott" stammt aus dem Italienischen und bedeutet ursprünglich "zerbrochene Bank/Tisch" (banca rotta). 

Während des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) benötigte England dringend mehr Geld, denn aufgrund der technischen Entwicklung wurden Kriege immer teurer; Belagerungen wurden beispielsweise immer aufwendiger. England erhielt hohe Kredite von italienischen Bankiers und war daraufhin bereits 1340 sehr hoch verschuldet.

Die Lage Englands verbesserte sich jedoch sehr schnell; löste gleichzeitig aber die wahrscheinlich größte Bankenkrise des Mittelalters aus: unter König Eduard III. (1327-1377) wurde beschlossen, die hohen Kredite an die italienischen Bankiers einfach nicht zurückzuzahlen. Faktisch gesehen konnten sie das Geld auch nicht zurückzahlen. Die Ansprüche der italienischen Bankiers wurden daraufhin hinfällig. In diesem Zuge gingen große Bankiersfamilien, wie die Peruzzis und Bardi "bankrott". 

Warum aber "zerbrochene Bank/Tisch"? Die italienischen Bankiers machten ihre Geldgeschäfte auf normalen Bänken oder Tischen. Wenn nun aber ein Bankier seinem Geschäft nicht mehr nachgehen konnte, wurde sein Tisch zerschlagen und so symbolisiert, dass er seine Arbeit nicht mehr ausführen konnte.