Sonntag, 17. Dezember 2017

Das Kochelsee-Wunder

Inmitten des Spanischen Erbfolgekrieges, der von 1701 bis 1714 unter Beteiligung zahlreicher Mächte um das Erbe des letzten spanischen Königs aus dem Haus Habsburg Karl II. (1661-1700) tobte, trug sich im Januar 1704 ein wundersames Ereignis zu, dass das ehemalige, unweit des Kochelsees in Bayern gelegene Benediktinerkloster Benediktbeuern vermutlich vor der Zerstörung im Zuge der Kriegsgeschehnisse bewahrte. In unserem vorletzten Artikel in diesem Jahr beschäftigen wir uns mit dem sogenannten Kochelsee- oder Anastasiawunder und klären, was es damit auf sich hat und welche Folgen dieses besondere Geschehen nach sich zog.

Blick vom Herzogstand auf den Kochelsee Richtung Alpenvorland
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b7/Kochelsee_und_Kochel_am_See_1.jpg

Sonntag, 3. Dezember 2017

Das Treffen von Papst Stephan II. und König Pippin in Ponthion

Der schnelle Aufstieg des Karolingers Pippin (714-768) verlief äußerst beeindruckend: Als Sohn Karl Martells erbte er zunächst im Jahr 741 das Amt des Hausmeiers von Neustrien, Burgund und der Provence und übernahm 747 nach dem Tod seines Bruders Karlmann zudem dessen Amt des Hausmeiers von Austrien, Alemannien und Thüringen. In der Merowingerzeit zählten primär verwaltende Tätigkeiten zu den Aufgaben der Hausmeier.  So hatten sie zunächst lediglich die leitende Aufsicht über die Unfreien des königlichen Hofes inne. Aufgrund der zahlreichen Reichs- und Herrschaftsteilungen erfuhr dieses Amt aber eine deutliche Aufwertung. Der Hausmeier stellte Urkunden im Namen des Königs aus und ernannte eigenständig Beamte. Pippin konnte als Hausmeier seine Stellung im Frankenreich stetig ausbauen, sodass die Macht im Reich letztlich bei den Hausmeiern lag – der König war nur noch dem Titel nach höhergestellt. Schließlich sollte es Pippin sogar schaffen, dass der letzte Merowingerkönig Childerich III. mehr oder weniger freiwillig selbst abdankte und den Weg somit für ihn, König Pippin, freimachte. In diesem kurz!-Artikel betrachten wir eine zentrale Episode des Königtums Pippins: Die Begegnung mit Papst Stephan II. (Papst von 752 bis 757) in Ponthion. Die Beantwortung der Fragen nach dem Stellenwert dieses Treffens und gleichzeitig nach der Repräsentativität hinsichtlich der Ritualisierung der Macht im Mittelalter, sollen im Mittelpunkt stehen.

Statue Pippins auf der ALten Mainbrücke in Würzburg / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/Pippin_w%C3%BCrzburg_1.jpg

Sonntag, 19. November 2017

Der Seeweg nach Indien: Teil II - Vasco da Gamas Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung


Im ersten Teil unserer kurz!-Reihe über die portugiesischen Entdeckungsfahrten entlang der afrikanischen Küste auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien hatten wir uns vor allem mit den beiden Seefahrern Diogo Cão (gest. um 1486) und Bartolomeu Dias (1450-1500) befasst. Ersterer hatte 1484 geglaubt, die Südspitze Afrikas erreicht zu haben, nur um dann feststellen zu müssen, dass er lediglich auf eine große Bucht gestoßen war, während Letzterem 1488 tatsächlich die Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung gelang, bevor er aufgrund von Versorgungsengpässen die Heimreise hatte antreten müssen. Bald darauf hatte sich allerdings auch ein Abenteurer namens Christoph Kolumbus (um 1451-1506) unter Schirmherrschaft Spaniens aufgemacht, um auf der Westroute nach Indien zu segeln. Er war 1493 in dem Glauben zurückgekehrt, sein Ziel erreicht zu haben, ohne zu wissen, dass es sich bei dem Land, auf das er gestoßen war, um einen völlig neuen Kontinent handelte.

Sonntag, 5. November 2017

Der Seeweg nach Indien: Teil I - Erste portugiesische Entdeckungsfahrten, Christoph Kolumbus’ Scheitern vor dem portugiesischen König und die Umschiffung des Kaps der Guten Hoffnung

Im Jahre 1415 hatten portugiesische Truppen unter König Johann I. (1357-1433) die prunkvolle, muslimische Hafenstadt Ceuta geplündert und deren Bevölkerung in religiösem Eifer massakriert. Dabei hatten sie jedoch auch einen ersten Blick auf die Reichtümer Afrikas erhascht, von denen das Land bislang durch eine Barriere aus den muslimischen Reichen Nordafrikas ferngehalten worden war. Bis dato war das ärmliche Königreich Portugal, das an der Peripherie des europäischen Kontinents lag, vom florierenden Handel des Mittelmeeres weitgehend ausgeschlossen. Luxusgüter aus aller Welt gelangten über muslimische Handelsstädte fernab des Reiches nach Europa. Jenseits von Portugal lag nach damaligem Wissensstand nur der weite Ozean. Sollte es gelingen, einen Seeweg nach Indien zu entdecken, so würde dies einen Zugang zur reichen Handelswelt des Subkontinents bedeuten. Dies wurde zu einer der Hauptmotivationen für die portugiesischen Entdeckungsfahrten.

Sonntag, 22. Oktober 2017

Nicolas Ferry – Zwerg am Hof des polnischen Königs

In der Frühen Neuzeit gab es an einigen europäischen Höfen das offizielle Amt des Hofzwerges, das kleinwüchsige Menschen – Männer und Frauen – innehaben konnten. Herrscher schmückten sich häufig mit ihnen, da diesen auf der einen Seite besondere Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Auch galten sie als Glücksbringer, weshalb Adelige sie gerne in ihrer Nähe wussten. Auf der anderen Seite umgab Kleinwüchsige aber vor allem der Reiz des Skurrilen und Exotischen, weshalb sie an den Höfen wie Sammelobjekte und Besitztümer der Herrschenden behandelt wurden. Es galt als ein Zeichen von Reichtum und Macht, wenn Regierende ungewöhnlich gestaltete Menschen zu ihrem Hofstaat zählen konnten. In diesem kurz!-Artikel soll darum mit Nicolas Ferry (1741-1764), dem Hofzwerg des polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński (1677-1766), eines der bekanntesten Beispiele  vorgestellt werden.

Gemälde von Nicolas Ferry mit einem Bild des polnischen Königs, unbekannter Maler, 18. Jahrhundert
https://en.wikipedia.org/wiki/Nicolas_Ferry#/media/File:Nicolas_Ferry_-_NEAPOLITAN_SCHOOL.jpg

Sonntag, 8. Oktober 2017

Die Sachsenkriege Karls des Großen

Unter Karl dem Großen (747 bis 814) gelangte das Frankenreich zu seiner größten flächenmäßigen Ausdehnung und erlebte seine größte Machtexpansion. So eroberte er 774 das Langobardenreich, er beendete 788 die Autonomie des bayrischen Stammesherzogtums und eroberte in den 790er Jahren auch das Reich der Awaren. Seine vielleicht schwierigste Aufgabe bestand jedoch in der Eingliederung der sächsischen Stämme in das Fränkische Reich. Über mehr als drei Jahrzehnte sollten sich die Sachsen in den Sachsenkriegen erwehren, die über den Status einer Eroberung des Gebietes hinausgingen. Denn die Sachsen hingen dem germanischen Glauben an und wurden von den christlichen Franken als Heiden angesehen. Eine konfliktfreie Lösung erschien also unmöglich, da neben den politischen auch die religiösen Unterschiede einer gewaltfreien Einigung im Wege standen. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den folgenden Fragen: Mit welchen Mitteln sollte Karl der Große die Sachsen letztendlich unterwerfen? Warum erstreckten sich die Auseinandersetzungen über einen solch langen Zeitraum? Welche Konsequenzen hatte die Zerstörung der großen Säule Irminsul? Und wie endete dieser politisch-religiöse Konflikt für beiden Seiten?

Sonntag, 24. September 2017

Von listigen Zwergen, kräftigen Riesen und tapferen Helden – die ‚Aventiurehafte Dietrichepik’ II

Wohl jeder, der sich schon einmal mit mittelhochdeutschen Epen beschäftigt hat, dürfte auf jenen Helden gestoßen sein, der nicht nur seinem Onkel Ermrich immer wieder kämpferisch begegnete, sondern auch kräftige Riesen, starke Drachen und listige Zwerge besiegen konnte – Dietrich von Bern. Die Erzählungen von den Abenteuern Dietrichs waren vom 13. bis zum 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum sehr beliebt und weit verbreitet. Unserer heutiger kurz!-Artikel möchte mit den Erzählungen der sogenannten ‚Aventiurehaften Dietrichepik’ die Heldenepen Dietrichs in den Blick nehmen, in denen er etwa auf Drachen, den Zwerg Bibung, den Riesen Sigenot oder auf den Zwergenkönig Laurin trifft. Nachdem im ersten Teil dieser kurzen Reihe die Dietrichepen ‚Goldemar’, ‚Eckenlied’, ‚Sigenot’ und die ‚Virginal’ vorgestellt wurden, sollen in diesem zweiten Teil der ‚Laurin’, der ‚Rosengarten zu Worms’ und der ‚Wunderer’ im Vordergrund stehen. Mit der Vorstellung dieser Dietrichepen sollen einzelne kleine Abenteuer, die Dietrich von Bern in diesen Erzählungen der ‚Aventiurehaften Dietrichepik’ besteht, kurz vorgestellt werden.

Sonntag, 10. September 2017

Von listigen Zwergen, kräftigen Riesen und tapferen Helden – die ‚Aventiurehafte Dietrichepik’ I

Wohl jeder, der sich schon einmal mit mittelhochdeutschen Epen beschäftigt hat, dürfte auf jenen Helden gestoßen sein, der nicht nur seinem Onkel Ermrich immer wieder kämpferisch begegnete, sondern auch wundersame Wesen besiegen konnte – Dietrich von Bern. Die Erzählungen von den Abenteuern Dietrichs waren vom 13. bis zum 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum sehr beliebt und weit verbreitet. Unser heutiger kurz!-Artikel möchte mit den Erzählungen der sogenannten ‚Aventiurehaften Dietrichepik’ die Heldenepen Dietrichs in den Blick nehmen, in denen er etwa auf Drachen, den Zwerg Bibung, den Riesen Sigenot oder auf den Zwergenkönig Laurin trifft. Neben der Vorstellung der Epen sollen einzelne kleine Abenteuer, die Dietrich von Bern in der ‚Aventiurehaften Dietrichepik’ besteht, kurz vorgestellt werden.

Sonntag, 27. August 2017

Die Weiße Frau - das Hausgespenst der Hohenzollern

Gehüllt in weiße Witwentracht, im weißen Nonnenschleier, so schreitet sie um Mitternacht durch Burg und Schlossgemäuer“ dichtete Christian zu Stolberg-Stolberg 1814 und beschrieb damit das Gespenst der Weißen Frau. Der Sage nach trieb diese über Jahrhunderte ihr Unwesen auf verschiedenen Schlössern des europäischen Adels und kündigte dabei stets ein Unglück oder einen nahenden Todesfall an. Angeblich trat sie erstmals im 14. Jahrhundert in Erscheinung und schon bald häuften sich die Berichte über ihr mysteriöses Auftreten. In unserem heutigen Artikel spüren wir den Ursprüngen der Sage und den möglichen historischen Vorbildern der Weißen Frau nach, erklären, warum dieses Gespenst vor allem mit der Dynastie der Hohenzollern in Zusammenhang gebracht wird, und betrachten den Umgang der Zeitgenossen mit der Gestalt und die Verbreitung dieser.

Sonntag, 13. August 2017

Die æstel Alfred des Großen

Als er im Jahre 871 König von England wurde, stand Alfred der Große (849-899) vor schwierigen Aufgaben: Die Wikinger invadierten England, überrannten große Teile der Insel, plünderten auf ihren Wegen die Städte und besiegten die englischen Heere und siedelten sich schließlich vor Ort an. In dieser Situation hatte Alfred nur noch wenige Krieger zur Verfügung und wurde zurückgedrängt. Ab genau diesem Zeitpunkt beginnt die Legendenschreibung über den Mann, der die Wikinger besiegen und England wieder vereinen sollte. Nachdem die Invasoren besiegt worden waren, widmete sich Alfred der Konsolidierung seines Königreiches und dem Ausbau seiner Herrschaft. In diesem kurz!-Artikel sollen, neben der Person Alfreds und seinem Kampf gegen die Wikinger, zwei zentrale Aspekte dieses Herrschaftsausbaus betrachtet werden, die in den sogenannten æstel Ausdruck fanden und charakteristisch für Alfreds Vorstellungen waren: die symbolische Repräsentation seiner Herrschaft im säkularen Bereich sowie das Streben nach wisdom. Stellvertretend für diese æstel stellen werden in diesem Artikel das Alfred Jewel sowie die damit verbundenen Ziele und Vorstellungen Alfreds vorgestellt. 

Alfred der Große in einer mittelalterlichen Handschrift / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/Alfred_-_MS_Royal_14_B_VI.jpg

Sonntag, 30. Juli 2017

Der Untergang des Weißen Schiffes (1120) und dessen Auswirkungen auf die englische Thronfolge

No ship was ever productive of so much misery to England

So beschreibt der Chronist Wilhelm von Malmesbury (1080/95-um 1143) in seinen Gesta Regum Anglorum (dt. Die Taten der englischen Könige) die Katastrophe, die sich am 25. November 1120 vor der Küste von Barfleur in der Normandie ereignete: Ein neues, und mit der neuesten Technik der Zeit ausgestattetes Schiff, dazu angeheuert, den Nachwuchs des englische Hochadels über den Ärmelkanal zu befördern, lief unmittelbar nach der Abfahrt aus dem Hafen von Barfleur auf einen Felsen auf und sank. An Bord befanden sich auch drei Kinder des englischen Königs, Heinrich I. (1068-1135), unter ihnen sein einziger legitimer Sohn und Nachfolger William Ætheling (1103-1120). Wie bereits vom Chronisten angedeutet, sollte dieses Unglück den Lauf der englischen Geschichte für die folgenden Jahre maßgeblich bestimmen und viel Elend über Land und Leute bringen. Wie es zum Untergang kam und welche langfristigen Folgen dieser hatte, wollen wir in diesem kurz!-Artikel genauer betrachten.

Sonntag, 16. Juli 2017

"von dem ampt der siechmeistrin" – Krankenpflege im mittelalterlichen Frauenkloster

Die Geschichte der Pflege kranker Mönche durch ihre Mitbrüder in den Klöstern des westlichen Kulturraums ist so alt wie die Geschichte dieser monastischen Glaubensgemeinschaften selbst. Die ersten Klosterregeln für Mönchsgemeinschaften schrieben die medizinische caritas fest und ebneten damit den Weg für eine monastisch organisierte Krankenpflege. So fand die Versorgung kranker Mönche schon in der Großen Ordensregel Basilius des Großen im 4. Jahrhundert Berücksichtigung und Benedikt von Nursia widmete diesem wichtigen Bereich im 6. Jahrhundert das 36. Kapitel seiner Regula Benedicti: In eigens zur Verfügung gestellten und innerhalb der Klostermauern liegenden Räumlichkeiten (lat. infirmarium, mhd. siechhûs) sollte sich ein als infirmarius bzw. siechmeister bezeichneter Mönch um die Gesundheit kranker Mitbrüder kümmern. Weit weniger bekannt und erforscht ist demgegenüber die Krankenpflege in mittelalterlichen Frauenklöstern. Gab es auch dort eigens hierfür bereitgestellte Räumlichkeiten und kümmerten sich auch Nonnen um die Versorgung ihrer kranken Mitschwestern? Welche Aufgaben erfüllten Nonnen im infirmarium? Diese Fragen sollen in unserem heutigen kurz!-Artikel beantwortet werden. 



Aderlass-Darstellung von der Ostseite des Nonnenchores des Klosters Wienhausen
(Darstellungen der Monatstätigkeiten); 
©Kloster Wienhausen

Sonntag, 2. Juli 2017

Die Burchardiflut von 1634

Betrachtet man heute eine Karte der Nordfriesischen Inseln, stößt man unter anderem auf die Insel Pellworm, die Halbinsel Nordstrand sowie die Hallig Nordstrandischmoor. Dies war jedoch nicht immer so: Bis ins 17. Jahrhundert existierte an der Stelle der gerade genannten Inseln die damals 220 km² große Insel Strand, manchmal auch Alt-Norstrand genannt. Im Verlauf einer immensen Sturmflut im Oktober 1634 jedoch wurde diese Insel auseinandergerissen und ganze Teile von ihr versanken im Meer. Da zwei Tage nach der Flut – am 14. Oktober – der Namenstag des Bischofs Burkhard von Würzburg (683-755) gefeiert wurde, wurde sie – wie damals üblich – nach ihm benannt und ging als Burchardiflut in die Geschichte ein. Um dieses Ereignis und das Schicksal der Insel Strand geht es in unserem neuen kurz!-Artikel.

Die Nordfriesischen Inseln heute
http://www.viatoura.de/images/fotoalbum/fotoalbum7/01_nordsee_halligen.jpg

Sonntag, 18. Juni 2017

The Holy Island of Lindisfarne

 “A.D. 787.  This year King Bertric took Edburga the daughter of Offa to wife.  And in his days came first three ships of the Northmen from the land of robbers. The reve (30) then rode thereto, and would drive them to the king's town; for he knew not what they were; and there was he slain. These were the first ships of the Danish men that sought the land of the English nation.”                                - Anglo-Saxon Chronicle, The Winchester Manuscript (A)

Während der Herrschaft Beorhtrics (Herrschaftszeit 786-802), König des angelsächsischen Königreichs Wessex, landeten im Jahr 787 drei dänische Schiffe an der Küste von Wessex, wahrscheinlich in der Nähe von Portland bei Dorset. Irrtümlicherweise dachte der reeve, Stellvertreter des earls und damit gleichzeitig Verwalter, Steuereintreiber und Schöffe, dass die ankommenden Dänen Händler seien, die anstehende Steuern zahlen würden. Er führte sie direkt in die Stadt des Königs, wo sie den reeve erschlugen. Dieser Eintrag in den angelsächsischen Chroniken beschreibt den ersten feindseligen Kontakt zwischen Angelsachsen und Dänen und kennzeichnet den Beginn des Viking Age in England. In anderen Quellen findet dieser Vorfall weit weniger Beachtung als ein Ereignis, das sechs Jahre später stattfinden sollte: der Überfall auf das Kloster Lindisfarne. In diesem kurz!-Artikel sollen nicht nur dieser Überfall, sondern auch die Insel selbst und ihr dazugehöriges Kloster im Mittelpunkt stehen.

Das Kloster auf Lindisfarne / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ed/Lindisfarne_Priory_from_above.jpg

Sonntag, 4. Juni 2017

Jenny Geddes und der Krieg der Stühle

Radierung von Wenceslaus Hollar (1607-1677), https://en.wikipedia.org/wiki/Jenny_Geddes#/media/File:Riot_against_Anglican_prayer_book_1637.jpg

Dieses Bild zeigt eine populäre Szene der Stadtgeschichte von Edinburgh: den sogenannten war of the chairs (Krieg der Stühle) am 23. Juli 1637 in der St. Giles’ Cathedral. In dessen Zuge wurde der Dekan der Kirche von einem wütenden Mob aus Besuchern seines Gottesdienstes mit Stühlen und Wurfgeschossen attackiert. Eine zentrale Rolle spielte dabei, zumindest legendenhaften Erzählungen nach, eine Marktfrau namens Jenny Geddes. Wie es zu diesem Ereignis kam, das sich zu einem stadtweiten Aufstand entwickelte und in einer regelrechten Serie von weiteren Konflikten zwischen England und Schottland gipfelte und welche Rolle Jenny Geddes dabei gespielt hat, soll in diesem kurz!-Artikel genauer untersuchen. 

Sonntag, 21. Mai 2017

Hieronymus Brunschwig und sein „buch der Cirurgia“

Als der Straßburger Drucker Johann Grüninger im Juli 1497 eine Inkunabel mit dem Titel Dis ist das buch der Cirurgia. Hantwirckung der wundartzny herausgab, war damit das erste gedruckte Chirurgiebuch in deutscher Sprache erhältlich geworden. Zudem beinhaltet die vom Straßburger Wundarzt Hieronymus Brunschwig verfasste Inkunabel fast 50 ganzseitige und zahlreiche kleinere Abbildungen, die es zum ersten so vielfältig illustrierten Medizinbuch machten. In unserem heutigen kurz!-Artikel soll nicht nur diese spätmittelalterliche Hantwirckung der wundartzny, sondern auch ihr Straßburger Verfasser im Mittelpunkt stehen. 

Titelblatt der Cirurgia Brunschwigs mit der Darstellung eines 'Wundenmanns'
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/b/b3/Brunschwig_1497.jpg

Sonntag, 7. Mai 2017

Justina Siegemund – Eine Hebamme und ihr Lehrbuch

Auch wenn es sich bei dem Beruf der Wehe-Mutter oder Hebamme um einen der ältesten Frauenberufe überhaupt handelt, sind doch für die Frühe Neuzeit nur wenige Hebammen namentlich bekannt. Eine Ausnahme stellt Justina Siegemund dar, der es nicht nur gelang, zur Hofhebamme am kurfürstlichen Hof von Brandenburg aufzusteigen, sondern auch das 1690 veröffentlichte erste deutsche Lehrbuch für Hebammen zu verfassen. In unserem neuesten Artikel soll das Leben dieser außergewöhnlichen Frau sowie ihr Werk näher vorgestellt werden.

Frontispiz von 1752.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d0/Justina_Siegmundin1.jpg

Sonntag, 23. April 2017

Die Liudolfinger - Wie ein sächsisches Adelsgeschlecht den Aufstieg zum Königtum meisterte

Der Vorharz-Leine-Raum im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt war einst das Stammesgebiet einer der wichtigsten Familien des „deutschen“ Früh- und Hochmittelalters. Die nach dem Stammesvater Liudolf benannten Liudolfinger stellten mit Heinrich I. ab 919 den ostfränkischen König und mit Otto dem Großen ab 962 das weltliche Oberhaupt, den römischen Kaiser. Der Aufstieg dieser sächsischen Adelsfamilie war nicht nur ein Ergebnis des Strebens nach Macht, sondern basierte auch auf einer Reihe von schicksalhaften Ereignissen und Zufällen. Der Geschichte König Heinrichs I. und seinem persönlichen Weg zum Königtum sind wir bereits in einem anderen Artikel nachgegangen. In diesem Artikel soll der Weg bis zu Heinrichs Königtum genauer in den Blick genommen werden. Der Aufstieg der Liudolfinger, die aufgrund der späteren Kaiser Otto I., II. und III. von der Forschung auch als Ottonen tituliert werden, ist der Prototyp einer Erfolgsgeschichte und zeigt die Möglichkeiten und Wege von Adelshäusern, in der Machthierarchie aufzusteigen. 

 
Verwandtschaftstafel der Ottonen in einer Handschrift der Chronica Sancti Pantaleonis aus dem frühen 13. Jahrhundert / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/StammtafelOttonen0002.jpg

Sonntag, 9. April 2017

Martin Luther und das Ende der Welt

Martin Luther schlägt seine 95 Thesen an die Türe der Wittenberger Schlosskirche, Gemälde von Ferdinand Pauwels, 1872.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/20/Luther95theses.jpg

Der Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) an der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 ist wohl eine der bekanntesten Szenen der deutschen Geschichte. Zwar ist heute umstritten, ob dieses Ereignis tatsächlich so stattgefunden hat, unstrittig ist aber, dass es den Beginn großer Veränderungen mit sich brachte, die nicht nur die römische Kirche, sondern auch das Leben vieler Menschen tiefgreifend verändern sollten. In diesem Jahr jährt sich die Veröffentlichung von Luthers Schrift Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum (wie die Thesen im lateinischen Original heißen) zum 500. Mal. Für den Reformator wäre dies wohl eher überraschend, schließlich rechnete er zu seinen Lebzeiten selbst bereits dreimal mit dem Weltuntergang (1532, 1538 und 1542). Doch was hatte diese Erwartung des nahenden Endes aller Tage mit seinem großen Erfolg zu tun und wie beeinflusste sie ihn in seinem Handeln? Mit diesen Fragen wird sich unser heutiger Artikel auseinandersetzen. Dabei soll nicht die Theologie Luthers an sich im Vordergrund stehen, sondern vielmehr deren Einordnung in die Zeit und Ideenwelt des Reformators.

Sonntag, 26. März 2017

Eine Eheaffäre im 9. Jahrhundert – Engeltrude und Boso

Es ist egal, ob man den Fall Lothars II. betrachtet, der sich zugunsten seiner Konkubine Waldrada um die Scheidung von seiner Ehefrau Theurberga bemühte, oder die Angelegenheiten von Ludwig dem Stammler, der seine Ehefrau verstieß, um in zweiter Ehe Adelheid zu heiraten, und Judith von Flandern, die ohne Einverständnis ihres Vaters, Karl dem Kahlen, Balduin von Flandern heiratete, es lassen sich zahlreiche solcher Angelegenheiten im 9. Jahrhundert verzeichnen. Besonders der Fall Judiths zeigt, dass es im Frühmittelalter auch Frauen gab, die für ein selbstbestimmtes Leben innerhalb der patriarchalischen Gesellschafts- und Familienstrukturen kämpften. Im Mittelpunkt unseres heutigen kurz!-Artikels steht ein weiterer Fall, der zu den „berühmten Eheaffären des 9. Jahrhunderts“ gezählt werden kann und in dem es auch eine Frau war, die über Jahrzehnte alles dafür tat, ihr Leben nach eigenem Willen zu gestalten. 

Sonntag, 12. März 2017

Zwischen Leben und Sterben – die Kolonie Jamestown

Im Jahr 1607 wurde im heutigen US-Bundestaat Virginia die erste dauerhafte englische Kolonie Jamestown gegründet. In der Frühphase wurde das Leben in der Siedlung aber vor allem durch Misserfolge, Konflikte, Hunger, Krankheiten und Tod geprägt. Der vollkommene Niedergang von Jamestown schien nur eine Frage der Zeit zu sein. In diesem Artikel sollen sowohl die Gründung und Entwicklung der Kolonie als auch die Probleme, mit denen die ersten Siedler konfrontiert waren, beschrieben werden. Dabei wird es auch um einen 2013 gemachten Fund menschlicher Knochen auf dem damaligen Gebiet gehen, der die Annahme zulässt, dass es vor allem im sogenannten Hungerwinter von 1609/10 unter den Bewohnern zu Kannibalismus gekommen sein könnte.

Sonntag, 26. Februar 2017

Das verschwundene Reich Strathclyde

Die Geschichte hat immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass nichts für die Ewigkeit geschaffen ist. So sind im Laufe der Jahrhunderte auch Kaiser- und Königreiche sowie Reiche und Staaten mit anderen Herrschaftsformen zerfallen. Das Römische Reich, Byzanz, das Mittelmeerreich Aragón, das Königreich Galizien, die UdSSR oder Jugoslawien sind nur einige Beispiele aus verschiedenen Epochen. In einer Reihe mit diesen doch sehr bekannten Beispielen steht auch das weniger bekannte Königreich Alt-Clud, später auch Strathclyde genannt. Dieser kurz!-Artikel widmet sich ausführlich Strathclyde, betrachtet die Geschichte dieses verschwundenen Königreiches und geht der Frage nach, wann und warum es schließlich von der Landkarte verschwunden ist.

Dumbarton Rock und Dumbarton Castle / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/93/Dumbarton_Castle_-_geograph.org.uk_-_501609.jpg

Sonntag, 12. Februar 2017

Die Ehefrauen Heinrichs VIII., Teil VI: Catherine Parr


Portrait von Hans Holbein the Younger, 1542,
 https://commons.wikimedia.org/wiki/Henry_VIII_of_England?uselang=de#/media/File:Hans_Holbein_d._J._048.jpg

Dieses Bild zeigt den schon fast legendären englischen König Heinrich VIII. (1491-1547) im Jahr 1542. Bekannt wurde er unter anderem dafür, dass er die Reformation in England entscheidend vorantrieb, aber auch für seine insgesamt sechs Ehen, von denen zwei mit der Enthauptung seiner Gattinnen endeten. Während meistens Heinrich selbst im Fokus der Aufmerksamkeit steht, werden wir uns in unserer kurz!-Reihe mit seinen Ehefrauen beschäftigen. Im letzten Teil der Reihe soll es nun also um seine sechste und letzte Ehefrau Catherine Parr (1512-1548) gehen. 

Sonntag, 29. Januar 2017

Die Kinderwallfahrten zum Mont-Saint-Michel

Wallfahrten hatten für das mittelalterliche Frömmigkeitsbewusstsein, das direkt mit der Verehrung von Reliquien und heiligen Stätten verbunden war, eine besondere Bedeutung. Vor allem im 15. Jahrhundert erfreuten sie sich großer Beliebtheit und wenngleich das Wallfahren in fernere Gebiete mit größerem Aufwand verbunden war, unternahmen immer mehr Menschen zumindest eine der peregrinationes maiores nach Jerusalem, Rom oder Santiago de Compostela. Dass sich aber Kinder im 15. Jahrhundert auf den Weg nach Frankreich machten, um zum Mont-Saint-Michel bzw. der dortigen gleichnamigen Abtei – eine der wichtigsten heiligen Stätten zu Ehren des Erzengels Michael – in der Normandie zu pilgern, erfuhr schon unter Zeitgenossen viel Beachtung und Verwunderung. Zwar sind erste Wallfahrten zum Mont-Saint-Michel schon seit dem 8. Jahrhundert überliefert und spätestens ab dem 11. Jahrhundert zogen Menschen aus ganz Europa dorthin. Dass von 1456/7-1459 allerdings Kinder nach Frankreich zogen, um den Erzengel zu verehren, war selbst für zeitgenössische Gelehrte ein Rätsel. In diesem kurz!-Artikel sollen diese spätmittelalterlichen Kinderwallfahrten zum Mont-Saint-Michel im Vordergrund stehen. Zunächst sollen die Besonderheiten dieser peregrinationes puerorum dargestellt werden, um danach zu versuchen, mögliche Beweggründe und Ursachen zu klären.

Buchmalerei mit der Darstellung des Mont-Saint-Michel bei Ebbe aus den Trés Riches Heures des Duc de Berry (um 1415). Über der Bergspitze kämpft der Erzengel Michael gegen einen Drachen.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Le_Mont-Saint-Michel#/media/File:Folio_195r_-_The_Mass_of_Saint_Michael.jpg)

Sonntag, 15. Januar 2017

Berliner Hostienschänderprozess

Am 6. Juli 1510 wurden in Berlin 38 Juden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem man sie wegen Hostienfrevels und Kindsmords zum Tode verurteilt hatte. Darüber hinaus zog die Verurteilung die Vertreibung aller Juden aus der Mark Brandenburg, einem Territorium im Heiligen Römischen Reich, nach sich. Dieses Ereignis wurde als Berliner Hostienschänderprozess bekannt und soll in diesem Artikel zusammen mit seinen Folgen näher beleuchtet werden.