Sonntag, 30. August 2015

Meister Franz, Scharfrichter in Nürnberg

„Anfang des 1582 Jahrs
 […]
68) Den 27. Sept. Valentin Ernst, von Wehr, ein Tüchner und Imen Dieb, welcher zuvor zu Schwabach, der Imen halben mit Ruthen ausgestrichen worden, zu Nürnberg mit den Strang gericht.“

Diese Beschreibung der Bestrafung eines Diebes zunächst mit einer Leibesstrafe und dann mit dem Tod durch den Strang, vollstreckt am 27. September 1582 in Nürnberg, stammt aus dem Tagebuch des Nürnberger Scharfrichters Franz Schmidt (ca. 1555-1634), um den und dessen Beruf es in diesem Artikel gehen soll und der die oben beschriebene Hinrichtung vorgenommen hat.

Sonntag, 23. August 2015

Der Aderlass im Mittelalter

Das „pluot [ist] rot vnd schoen […], der [Mensch] ist gesunt avn zwifel.“ So ähnlich könnte der positive Befund eines Arztes im Mittelalter nach einem der ältesten medizinischen Verfahren überhaupt geklungen haben: dem Aderlass bzw. der Phlebotomie. Dieser kurz!-Artikel widmet sich dem besagten medizinischen Heilverfahren und versucht, zu beantworten, wo die Ursprünge des Aderlasses liegen, wann und wogegen das Verfahren im Mittelalter angewandt wurde sowie wer und vor allem wie jemand zur Ader gelassen wurde.

Sonntag, 16. August 2015

Heinrich V. – Gescheiterter Hoffnungsträger oder hoffnungsloser Gescheiterter? Teil III

Die ersten beiden Teile der Reihe „Heinrich V. – Gescheiterter Hoffnungsträger oder hoffnungsloser Gescheiterter?“ (Teil I & Teil II) skizzierten den Weg Heinrichs als zunächst auf allgemeinen Konsens bedachten König über seine Kaiserkrönung und die folgenden Auseinandersetzungen mit einigen Fürsten des Reiches bis hin zur Bildung einer für das Wohl des Reiches gerichteten Fürstengemeinschaft über alte Konflikte und Parteien hinweg. Die Macht und das Ansehen Heinrichs im Reich schwanden immer weiter: Die Anzahl der von Heinrich ausgestellten Urkunden von 1117 bis 1121 war verschwindend gering, da niemand von ihm solche erbat. Die Fürstengemeinschaft übernahm in seiner Abwesenheit deutlich mehr Verantwortung für das Reich als bisher, indem sie Heinrich, der die jahrelangen Konflikte mit seinen Fürsten und dem Papst nicht beilegen konnte/wollte, vor die Wahl zwischen Rückkehr oder Absetzung stellten. 

Aus einem Evangeliar des Klosters St. Emmeran in Regensburg: Heinrich V. mit Krone, Szepter und Reichsapfel [Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/0/08/Heinrich_V._Evangeliar_aus_St._Emmeram.JPG]

Sonntag, 9. August 2015

Der Sturz Heinrichs des Löwen

„Der Herzog übergab sich vollständig der Gnade des Kaisers und warf sich ihm zu Füßen. Der hob ihn vom Boden auf und küßte ihn nicht ohne Tränen, weil ein solcher Gegensatz zwischen ihnen so lange gedauert habe und er [Heinrich] selbst der Grund einer solchen Erniedrigung gewesen sei. Ob die Tränen wahrhaftig waren, steht zu bezweifeln. Denn er scheint sich nicht wirklich über ihn erbarmt zu haben, weil er ihn nicht in den Stand der früheren Ehre zu bringen versuchte. Allerdings konnte er das im Moment wegen eines Eides auch gar nicht tun. Zuvor, als alle Fürsten auf seine Absetzung drängten, schwor ihnen der Kaiser beim Thron seiner Herrschaft, daß er ihn niemals in seine frühere Position einsetzen werde, wenn nicht das Einverständnis aller vorläge. Gleichwohl wurde über ihn verfügt, daß er sein Erbgut, wo immer die Ländereien lagen, ohne jede Einschränkung völlig frei besitzen dürfe.“
(Arnold von Lübeck, Chronica Slavorum II 22, zitiert nach Görich, S. 110.)

Mit diesen Worten beschreibt Arnold von Lübeck in seiner Slawenchronik die Unterwerfung Heinrichs des Löwen (1129/1130 oder 1133/3-1195) unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa (um 1122-1190) im November 1181. Mit derartigen Unterwerfungszeremonien wurde im Mittelalter der sogenannte honor, also die Ehre einer Person oder des Reiches wiederhergestellt, nachdem sie verletzt worden war. Dadurch waren ebensolche Zeremonien von einen hohem symbolischen Wert. Doch wie war es überhaupt zu einer Ehrverletzung durch Heinrich den Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern gekommen, in deren Folge ihm, wie Arnold von Lübeck berichtet, seine Herzogstitel entzogen wurden? Und was hat es mit den Tränen des Kaisers und dessen Eid gegenüber den Reichsfürsten auf sich, der es ihm nicht erlaubte, Heinrich, mit dem ihn nicht nur Verwandtschaft, sondern auch einst eine enge Freundschaft verbunden hatte, wieder in seine alten Stellungen einzusetzen? Mit diesen Fragen soll sich der heutige Artikel beschäftigen.