Sonntag, 23. Juni 2019

Alfred der Große gegen die Wikinger – Oder: Wie Alfred den Kuchen verbrennen ließ

Eduard der Ältere, Edmund der Friedfertige, Eduard der Bekenner, Wilhelm der Eroberer, Ludwig der Löwe: Die Reihe englischer Herrscher mit markanten Beinamen ließe sich noch um einige weitere ergänzen. Doch nur ein einziger Herrscher der britischen Inseln erhielt in all den Jahrhunderten von seinem Volk den Beinamen ‚der Große‘: Alfred (848-899). Verehrt für die Vereinigung der angelsächsischen Königreiche und für seinen beinahe aussichtslosen Kampf gegen die invadierenden Wikinger, bekannt für seinen Reformdrang und die Förderung der altenglischen Sprache und Schrift. Alfred verdiente sich diesen Beinamen also nicht nur aufgrund seiner Körpergröße und Statur. Schon den Kindern wird die Legende und das Leben Alfreds erzählt, gilt er doch als derjenige, der dem heutigen England seine Grundstruktur erkämpft und gegeben hat. Einen großen Anteil an seinem Status hat vor allem auch die Legende um die ‚burned cakes‘, bei  der  noch heute die Mehrheit der Engländer hellhörig wird. Dieser kurz!-Artikel befasst sich mit der Geschichte Alfreds, insbesondere dem Beginn seiner Herrschaft, und der Signifikanz der ‚burned cakes‘ für seinen Status als ‚der Große‘.

Alfred der Große in einer mittelalterlichen Handschrift / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/Alfred_-_MS_Royal_14_B_VI.jpg

Sonntag, 9. Juni 2019

Der „Fall“ Konstantinopel(s)*

Die Eroberung der byzantinischen Stadt Konstantinopel durch die Osmanen im Jahr 1453 kann ohne Übertreibung als ein Wendepunkt in der Geschichte bezeichnet werden. Für das christliche Europa ebenso wie für das Osmanische Reich stellte der Fall dieser uralten Stadt ein einschneidendes Ereignis dar, sowohl ideologisch als auch realpolitisch. Für das katholische Abendland bedeutete dies, ideologisch gesehen, den Beginn der biblischen Endzeit. Denn gemäß der mittelalterlichen Vier-Reiche-Lehre nach dem Buch Daniel, folgt auf den Untergang der von den Kirchenvätern gedeuteten vier Weltreiche der Babylonier, der Perser, der Griechen und dem Römischen Reiche unweigerlich das Jüngste Gericht. Andererseits, realpolitisch betrachtet, bedeutete es das Wegfallen des für Europa so wertvollen Pufferstaates, welcher zwischen den Osmanen und dem Westen stand. Dies hatte in den folgenden Jahrhunderten gravierende Auswirkungen für das christliche Europa und das Heilige Römische Reich, denn die Eroberung Konstantinopels war erst der Auftakt des folgenden Osmanischen Eroberungszuges. Ausgehend von der neuen Hauptstadt des Osmanischen Reiches führte Sultan Mehmed II. (1432-1481) sein Heer weiter über das Fürstentum der Krimtataren zu den genuesischen Kolonien an der Schwarzmeerküste und dem Kaiserreich Trapezunt. Nach der Eingliederung der letzten freien Fürstentümer in Anatolien zog Mehmed weiter über die Peloponnes und den venezianischen Außenposten Euboa bis nach Albanien. 1480 landete er mit seinem Heer in Italien, wo die Stadt Otranto eingenommen wurde. Gestoppt wurde dieser beeindruckende Eroberungszug letztlich durch Mehmeds unerwarteten Tod im Jahr 1481. In den darauffolgenden Jahrhunderten gelang den osmanischen Herrschern eine ganze Reihe weiterer Eroberungszüge, bis das Reich unter Sultan Süleymann dem Prächtigen (1495-1566) seine größte Ausdehnung erreichte und die Osmanen 1529 vor den Toren Wiens standen.

 
Ausdehnung des Osmanischen Reiches von 1481 bis 1683 / Quelle: wikipedia.de