Sonntag, 23. April 2017

Die Liudolfinger - Wie ein sächsisches Adelsgeschlecht den Aufstieg zum Königtum meisterte

Der Vorharz-Leine-Raum im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt war einst das Stammesgebiet einer der wichtigsten Familien des „deutschen“ Früh- und Hochmittelalters. Die nach dem Stammesvater Liudolf benannten Liudolfinger stellten mit Heinrich I. ab 919 den ostfränkischen König und mit Otto dem Großen ab 962 das weltliche Oberhaupt, den römischen Kaiser. Der Aufstieg dieser sächsischen Adelsfamilie war nicht nur ein Ergebnis des Strebens nach Macht, sondern basierte auch auf einer Reihe von schicksalhaften Ereignissen und Zufällen. Der Geschichte König Heinrichs I. und seinem persönlichen Weg zum Königtum sind wir bereits in einem anderen Artikel nachgegangen. In diesem Artikel soll der Weg bis zu Heinrichs Königtum genauer in den Blick genommen werden. Der Aufstieg der Liudolfinger, die aufgrund der späteren Kaiser Otto I., II. und III. von der Forschung auch als Ottonen tituliert werden, ist der Prototyp einer Erfolgsgeschichte und zeigt die Möglichkeiten und Wege von Adelshäusern, in der Machthierarchie aufzusteigen. 

 
Verwandtschaftstafel der Ottonen in einer Handschrift der Chronica Sancti Pantaleonis aus dem frühen 13. Jahrhundert / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/StammtafelOttonen0002.jpg

Sonntag, 9. April 2017

Martin Luther und das Ende der Welt

Martin Luther schlägt seine 95 Thesen an die Türe der Wittenberger Schlosskirche, Gemälde von Ferdinand Pauwels, 1872.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/20/Luther95theses.jpg

Der Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) an der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 ist wohl eine der bekanntesten Szenen der deutschen Geschichte. Zwar ist heute umstritten, ob dieses Ereignis tatsächlich so stattgefunden hat, unstrittig ist aber, dass es den Beginn großer Veränderungen mit sich brachte, die nicht nur die römische Kirche, sondern auch das Leben vieler Menschen tiefgreifend verändern sollten. In diesem Jahr jährt sich die Veröffentlichung von Luthers Schrift Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum (wie die Thesen im lateinischen Original heißen) zum 500. Mal. Für den Reformator wäre dies wohl eher überraschend, schließlich rechnete er zu seinen Lebzeiten selbst bereits dreimal mit dem Weltuntergang (1532, 1538 und 1542). Doch was hatte diese Erwartung des nahenden Endes aller Tage mit seinem großen Erfolg zu tun und wie beeinflusste sie ihn in seinem Handeln? Mit diesen Fragen wird sich unser heutiger Artikel auseinandersetzen. Dabei soll nicht die Theologie Luthers an sich im Vordergrund stehen, sondern vielmehr deren Einordnung in die Zeit und Ideenwelt des Reformators.