Sonntag, 26. April 2015

Heinrich V. – Gescheiterter Hoffnungsträger oder hoffnungsloser Gescheiterter?

Heinrich V., römisch-deutscher König von 1106 bis 1125 und ab 1111 Kaiser, ist mit anderen Kaisern und Königen verglichen ein in der Forschung relativ unbeschriebenes Blatt und die Bewertung seiner Herrschaft nicht immer unumstritten. Monographien über Karl den Großen, Heinrich I., Otto den Großen, Friedrich Barbarossa und den meisten anderen Herrschern der verschiedenen Reiche stehen in den Regalen der Buchhandlungen – eine Monographie über Heinrich V. sucht man dort allerdings vergebens. Was macht Heinrich und seine Herrschaft so interessant, dass ich mich mit ihm beschäftige und eine Reihe über ihn veröffentliche?
Sein Vater Heinrich IV. (römisch-deutscher König von 1056 bis 1105) ist als „Büßer“ von Canossa, da er sich 1077 vor die Füße Papst Gregors VII. warf und mit diesem Gang politisches Kalkül bewies, um einer Absetzung durch die Fürsten zuvorzukommen, in die Geschichtsbücher eingegangen und ungleich bekannter. Doch die Herrschaft Heinrichs IV. zeichnete viel mehr aus als der Gang nach Canossa alleine. Zum Ende seiner Herrschaft war er nämlich alles andere als ein populärer Kaiser: Jahrelang konnte er das Herzogtum Sachsen aufgrund eines andauernden Konflikts nicht betreten und die sächsischen Fürsten wählten 1077 mit Rudolf von Rheinfelden sogar einen Gegenkönig mit Unterstützung des Papstes und der kirchlichen Reformpartei; die Großen des Reiches waren mit seiner eigensinnigen Herrschaft äußerst unzufrieden und ob Heinrichs Exkommunikation um ihr eigenes Seelenheil besorgt. Selbst sein erstgeborener Sohn Konrad, den er am 30. Mai 1087 bereits zum König krönen ließ, richtete sich gegen seinen Vater und nicht zuletzt brach der Investiturstreit nach dem Gang von Canossa erneut aus. Größter Kritikpunkt war Heinrichs IV. eigensinnige Herrschaft, denn ein Konsens mit den Großen – Stichwort: konsensuale Herrschaft – erschien ihm in seinen letzten Herrschaftsjahren nicht nötig. Die Fürsten im Reich, deren Stellung mit dem Verzicht auf einen Konsens natürlich litt, wollten eine Veränderung. Der Thronerbe Konrad begann 1093 einen Aufstand gegen seinen eigenen Vater und ließ sich in Mailand zum König von Italien wählen und krönen. Als er am 10. Mai 1098 von seinem Vater enterbt wurde, begann die Geschichte des zweiten Sohnes, Heinrich. Als Alternative zu Konrad wurde er schließlich 1099 zum Mitkönig gekrönt. 


Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a3/Herrschafts%C3%BCbergabe_von_Heirich_IV._an_Heinrich_V.jpg
Darstellung der Herrschaftsübergabe von Heinrich IV. an seinen Sohn Heinrich V. (Weltchronik des Ekkehard von Aura. Staatsbibliothek Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Cod. Lat. 295, fol. 99r)

Sonntag, 12. April 2015

Gerhard Mercator - Kosmograph und Universalgelehrter des 16. Jahrhunderts*

„Gerardus Mercator, illustrissimi principis Iuliae, Cliviae, Montis etc. cosmographus longe exercitatissimus, editus est in Iucem anno millesimio quingentesimo duodecimo quinta Martii su auroram hora sexta…“

„Gerhard Mercator, der äußerst erfahrene Kosmograph des erlauchtesten Fürsten von Jülich, Kleve, Berg usw., kam zur Welt im Jahre 1512, am 5. März gegen Morgen um 6 Uhr…“ Diese genaue Beschreibung ist dem Duisburger Bürgermeister Walter Ghim (1530-1611) zu verdanken, ein guter Freund Mercators, der ihm zu Ehren die „Vita Mercatoris“ verfasste. Anhand dieser zeitgenössischen Quelle kann das Leben des bedeutenden Mathematikers, Geografen und Philosophen zuverlässig nachgezeichnet werden.

Sonntag, 5. April 2015

François Gayot de Pitaval und seine Kriminalgeschichten

Im heutigen Artikel geht es um den Alten und den Neuen Pitaval, zwei äußerst beliebte Sammlungen historischer und zeitgenössischer Kriminalfälle aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Diese sind bereits im Artikel über die Giftmörderinnen kurz zur Sprache gekommen und sollen nun genauer vorgestellt werden. Heute sind beide Werke beinahe in Vergessenheit geraten und mit ihnen eine ganze Literaturgattung. Dabei ist ein Blick in beide Ausgaben auch weiterhin sehr lohnenswert, stellen sie doch die spannendsten, ungewöhnlichsten und zum Teil auch schaurigsten Verbrechen und Kriminalfälle ihrer Zeit dar und sind zudem größtenteils online verfügbar.