Sonntag, 10. Juli 2016

Friedrich I. und die Päpste: Teil II – Die Kaiserkrönung, der Abbruch des Italienzuges und die Zuwendung des Papstes zu den Normannen in Sizilien


Der thronende Kaiser Friedrich I. Barbarossa; Miniatur aus der Welfenchronik (um 1170 entstanden), https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._%28HRR%29#/media/File:Friedrich-barbarossa-und-soehne-welfenchronik_1-1000x1540.jpg

Im ersten Teil unserer kurz!-Reihe über die Beziehungen Friedrich I. Barbarossas zu Papst Hadrian IV. ging es um einen Eklat im Rahmen des ersten persönlichen Aufeinandertreffens zwischen den beiden Männern. Dabei stand die nach Meinung der päpstlichen Seite ungenügende Ausführung des Strator- und Marschalldienstes und die anschließende Verweigerung des Papstes, dem deutschen König den Friedenskuss zu geben, im Fokus. Nachdem dieser Konflikt schließlich überwunden werden konnte, sollte nun Barbarossas Kaiserkrönung durch Hadrian IV. in Rom erfolgen, die der eigentliche Anlass des ersten Italienzuges (1154-1155) gewesen war.

Bereits im Vorfeld der Reise hatten sich die königliche und die päpstliche Seite im sogenannten Konstanzer Vertrag von 1153 auf diverse Leistungen und Gegenleistungen geeinigt, auf denen die Beziehungen der beiden Mächte gegründet sein sollten. Die für diesen Teil der kurz!-Reihe wichtige Zusage Barbarossas war es, keinen Frieden mit den Römern zu schließen und diese stattdessen für die Papst zu unterwerfen, da es unter den Bewohnern Roms seit einiger Zeit Bestrebungen gegeben hatte, die Stadt von der Herrschaft des Papstes zu befreien.
Bald nach dem unerfreulichen Vorfall bei der ersten persönlichen Begegnung zwischen Papst und König erreichte letzteren jedoch eine Gesandtschaft der Römer. Wie der bekannteste zeitgenössische Biograf Barbarossas, Otto von Freising (um 1112-1158, er war außerdem ein Onkel des Königs) berichtet, schlug diese Friedrich I. Barbarossa vor, ihm anstelle des Papstes die Kaiserkrone zu verleihen. Als Gegenleistung forderte die römische Kommune eine Zusicherung diverser Rechte, die der Stadt von Friedrichs I. Vorgängern verliehen worden waren, einen Sicherheitseid und die Zahlung von 5000 Pfund. Der König lehnte das Angebot der Römer jedoch gemäß des Konstanzer Vertrages ab. Daraufhin kehrten die Gesandten nach Rom zurück, man musste nun allerdings mit Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen mit der Stadtbevölkerung im Rahmen der Kaiserkrönung rechnen.
Um nun also die Krönung vollziehen zu können, wurden bei der Ankunft in Rom zunächst im Morgengrauen Kardinal Oktavian (1095-1164) und 1000 Ritter nach Rom geschickt, um St. Peter zu besetzen und abzuriegeln. Erst dann zogen der Papst, die übrigen Kardinäle und schließlich auch König Friedrich I. in die Stadt ein. Schließlich erfolgte die Krönung durch den Papst und die Akklamation, das heißt die Anerkennung durch zustimmende Rufe und Beifall. Als die Römer von der Krönung durch den Papst ohne ihre Zustimmung erfuhren (sie waren ja durch die Abriegelung von der Krönungszeremonie ausgeschlossen worden), kam es zu einem bewaffneten Aufstand und zum Kampf rund um die Engelsburg. Zunächst gelang es dem frisch gekrönten Kaiser, den Aufstand niederzuschlagen, doch von einer Unterwerfung der Römer konnte keine Rede sein.
Große Schwierigkeiten bereitete dem kaiserlichen Heer die Juni-Hitze und damit verbundene Versorgungsengpässe, die zu einer raschen Erschöpfung der Ritter führten. Deshalb verließ Friedrich I. Barbarossa Rom mit seinem Heer, ohne die Stadtrömer wie im Konstanzer Vertrag festgelegt, für den Papst unterworfen zu haben. Hadrian IV. sah sich zu seiner eigenen Sicherheit gezwungen, die Stadt ebenfalls zu verlassen und den frisch gekrönten Kaiser zunächst zu begleiten. Zwar war es Barbarossa somit gelungen, den römischen Aufstand nach seiner Krönung niederzuschlagen, doch konnte dies keineswegs als endgültiger Sieg bezeichnet werden. Folglich hatte er eine der Leistungen, die er im Gegenzug für die Kaiserwürde zugesichert hatte, nicht erfüllt. Sein Heer hatte weiterhin mit der Hitze zu kämpfen und Krankheiten breiteten sich unter den Rittern aus. So sah sich Friedrich I. Barbarossa gezwungen, seine Soldaten zu entlassen und unverrichteter Dinge über die Alpen nach Norden zurückzukehren. Dies musste eine große Enttäuschung für Hadrian IV. gewesen sein, der ja mit der Kaiserkrönung eine der Zusagen des Vertrages erfüllt hatte.
Währenddessen wurde die päpstliche Macht nicht nur durch die Römer bedroht, sondern Hadrian IV. geriet auch durch die Normannen auf Sizilien zunehmend unter Druck. Ursprünglich hatte Friedrich I. Barbarossa geplant, im Rahmen seines Italienzuges auch gegen sie und ihren König Wilhelm I. (1122-1166) vorzugehen, wozu es jedoch durch die widrigen Bedingungen nicht gekommen war, sodass sich der Papst weiterhin einer Bedrohung von Süden her ausgesetzt sah. Der römisch-deutsche Kaiser schien als Schutzmacht des Papsttums versagt zu haben. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass Hadrian IV. sich von seiner zunächst anti-normannischen Politik verabschiedete und sich den Sizilianern zuwandte, um zu einer gütlichen Lösung zu kommen und so die Bedrohung, die von Wilhelm I. von Sizilien ausging, abzuwenden.
Im Jahr 1151 war Wilhelm I. zunächst ohne die Einwilligung des Papstes zum Mitkönig seines Vaters Roger II. gekrönt worden. Deshalb wurde die Legitimität seiner alleinigen Herrschaft, die er seit dem Tod seines Vaters 1154 ohne die Anerkennung durch den Papst ausübte, von vielen Seiten angezweifelt. Nach dem Rückzug Barbarossas aus Italien sah sich Hadrian IV. jedoch gezwungen, seine bisher normannenfeindliche Politik aufzugeben, um die Bedrohung selbst und ohne die Hilfe des frisch gekrönten römisch-deutschen Kaisers abzuwenden. 1156 wurde schließlich zwischen dem Papst und dem normannischen König der Vertrag von Benevent geschlossen, mit dem Hadrian IV. Wilhelm I. zu seinem Lehnsmann machte, damit seine Herrschaft anerkannte und gleichzeitig einen mächtigen Feind im Süden Italiens als Unterstützer gewann. Die päpstliche Politik hatte damit eine radikale Kehrtwende vollzogen, von der sich Friedrich I. Barbarossa mit großer Sicherheit vor den Kopf gestoßen fühlte, hatte er es doch eigentlich als seine Aufgabe betrachtet, den Papst von der Bedrohung durch die Sizilianer zu befreien. Doch nicht nur Friedrich I. Barbarossa, sondern auch ein Teil des Kardinalskollegiums konnten der neuen, normannenfreundlichen Politik Hadrians IV. nicht zustimmen. Es zeichnete sich eine zunehmende Spaltung unter den Kardinälen ab, die sich in den folgenden Jahren noch verstärken und schließlich bei der Wahl des Nachfolger Hadrians IV. ihren vollen Ausdruck finden sollte. Die Spannungen zwischen kaiserlicher und päpstlicher Seite nahmen immer weiter zu und traten schließlich 1157 an einem von Barbarossa abgehaltenen Hoftag in Besançon offen zutage, um den es im kommenden Teil der kurz!-Reihe gehen soll.
Zum Weiterlesen:
GÖRICH, Knut, Friedrich Barbarossa, München 2011.
LAUDAGE, Johannes, Friedrich Barbarossa: (1152-1190), Regensburg 2009.
 

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