Im
ersten Teil unserer kurz!-Reihe über die Beziehungen Friedrich I. Barbarossas
zu Papst Hadrian IV. ging es um einen Eklat im Rahmen des ersten persönlichen
Aufeinandertreffens zwischen den beiden Männern. Dabei stand die nach Meinung
der päpstlichen Seite ungenügende Ausführung des Strator- und Marschalldienstes
und die anschließende Verweigerung des Papstes, dem deutschen König den
Friedenskuss zu geben, im Fokus. Nachdem dieser Konflikt schließlich überwunden
werden konnte, sollte nun Barbarossas Kaiserkrönung durch Hadrian IV. in Rom
erfolgen, die der eigentliche Anlass des ersten Italienzuges (1154-1155)
gewesen war.
Bereits
im Vorfeld der Reise hatten sich die königliche und die päpstliche Seite im
sogenannten Konstanzer Vertrag von 1153 auf diverse Leistungen und
Gegenleistungen geeinigt, auf denen die Beziehungen der beiden Mächte gegründet
sein sollten. Die für diesen Teil der kurz!-Reihe wichtige Zusage Barbarossas war
es, keinen Frieden mit den Römern zu schließen und diese stattdessen für die
Papst zu unterwerfen, da es unter den Bewohnern Roms seit einiger Zeit
Bestrebungen gegeben hatte, die Stadt von der Herrschaft des Papstes zu
befreien.
Bald
nach dem unerfreulichen Vorfall bei der ersten persönlichen Begegnung zwischen
Papst und König erreichte letzteren jedoch eine Gesandtschaft der Römer. Wie
der bekannteste zeitgenössische Biograf Barbarossas, Otto von Freising (um
1112-1158, er war außerdem ein Onkel des Königs) berichtet, schlug diese
Friedrich I. Barbarossa vor, ihm anstelle des Papstes die Kaiserkrone zu
verleihen. Als Gegenleistung forderte die römische Kommune eine Zusicherung diverser
Rechte, die der Stadt von Friedrichs I. Vorgängern verliehen worden waren,
einen Sicherheitseid und die Zahlung von 5000 Pfund.
Der König lehnte das
Angebot der Römer jedoch gemäß des Konstanzer Vertrages ab. Daraufhin kehrten
die Gesandten nach Rom zurück, man musste nun allerdings mit Schwierigkeiten und
Auseinandersetzungen mit der Stadtbevölkerung im Rahmen der Kaiserkrönung
rechnen.
Um
nun also die Krönung vollziehen zu können, wurden bei der Ankunft in Rom
zunächst im Morgengrauen Kardinal Oktavian (1095-1164) und 1000 Ritter nach Rom
geschickt, um St. Peter zu besetzen und abzuriegeln. Erst dann zogen der Papst,
die übrigen Kardinäle und schließlich auch König Friedrich I. in die Stadt ein.
Schließlich erfolgte die Krönung durch den Papst und die Akklamation, das heißt
die Anerkennung durch zustimmende Rufe und Beifall. Als die Römer von der
Krönung durch den Papst ohne ihre Zustimmung erfuhren (sie waren ja durch die
Abriegelung von der Krönungszeremonie ausgeschlossen worden), kam es zu einem
bewaffneten Aufstand und zum Kampf rund um die Engelsburg.
Zunächst gelang es dem frisch gekrönten Kaiser, den Aufstand niederzuschlagen,
doch von einer Unterwerfung der Römer konnte keine Rede sein.
Große
Schwierigkeiten bereitete dem kaiserlichen Heer die Juni-Hitze und damit
verbundene Versorgungsengpässe, die zu einer raschen Erschöpfung der Ritter
führten. Deshalb verließ Friedrich I. Barbarossa Rom mit seinem Heer, ohne die
Stadtrömer wie im Konstanzer Vertrag festgelegt, für den Papst unterworfen zu
haben. Hadrian IV. sah sich zu seiner eigenen Sicherheit gezwungen, die Stadt
ebenfalls zu verlassen und den frisch gekrönten Kaiser zunächst zu begleiten.
Zwar war es Barbarossa somit gelungen, den römischen Aufstand nach seiner
Krönung niederzuschlagen, doch konnte dies keineswegs als endgültiger Sieg
bezeichnet werden. Folglich hatte er eine der Leistungen, die er im Gegenzug
für die Kaiserwürde zugesichert hatte, nicht erfüllt. Sein Heer hatte weiterhin
mit der Hitze zu kämpfen und Krankheiten breiteten sich unter den Rittern aus.
So sah sich Friedrich I. Barbarossa gezwungen, seine Soldaten zu entlassen und
unverrichteter Dinge über die Alpen nach Norden zurückzukehren. Dies musste
eine große Enttäuschung für Hadrian IV. gewesen sein, der ja mit der
Kaiserkrönung eine der Zusagen des Vertrages erfüllt hatte.
Währenddessen
wurde die päpstliche Macht nicht nur durch die Römer bedroht, sondern Hadrian
IV. geriet auch durch die Normannen auf Sizilien zunehmend unter Druck. Ursprünglich
hatte Friedrich I. Barbarossa geplant, im Rahmen seines Italienzuges auch gegen
sie und ihren König Wilhelm I. (1122-1166) vorzugehen, wozu es jedoch durch die
widrigen Bedingungen nicht gekommen war, sodass sich der Papst weiterhin einer
Bedrohung von Süden her ausgesetzt sah. Der römisch-deutsche Kaiser schien als
Schutzmacht des Papsttums versagt zu haben. Deshalb ist es kaum verwunderlich,
dass Hadrian IV. sich von seiner zunächst anti-normannischen Politik
verabschiedete und sich den Sizilianern zuwandte, um zu einer gütlichen Lösung
zu kommen und so die Bedrohung, die von Wilhelm I. von Sizilien ausging,
abzuwenden.
Im
Jahr 1151 war Wilhelm I. zunächst ohne die Einwilligung des Papstes zum
Mitkönig seines Vaters Roger II. gekrönt worden. Deshalb wurde die Legitimität
seiner alleinigen Herrschaft, die er seit dem Tod seines Vaters 1154 ohne die
Anerkennung durch den Papst ausübte, von vielen Seiten angezweifelt. Nach dem
Rückzug Barbarossas aus Italien sah sich Hadrian IV. jedoch gezwungen, seine bisher
normannenfeindliche Politik aufzugeben, um die Bedrohung selbst und ohne die
Hilfe des frisch gekrönten römisch-deutschen Kaisers abzuwenden. 1156 wurde
schließlich zwischen dem Papst und dem normannischen König der Vertrag von
Benevent geschlossen, mit dem Hadrian IV. Wilhelm I. zu seinem Lehnsmann
machte, damit seine Herrschaft anerkannte und gleichzeitig einen mächtigen
Feind im Süden Italiens als Unterstützer gewann. Die päpstliche Politik hatte
damit eine radikale Kehrtwende vollzogen, von der sich Friedrich I. Barbarossa
mit großer Sicherheit vor den Kopf gestoßen fühlte, hatte er es doch eigentlich
als seine Aufgabe betrachtet, den Papst von der Bedrohung durch die Sizilianer
zu befreien. Doch nicht nur Friedrich I. Barbarossa, sondern auch ein Teil des
Kardinalskollegiums konnten der neuen, normannenfreundlichen Politik Hadrians
IV. nicht zustimmen. Es zeichnete sich eine zunehmende Spaltung unter den
Kardinälen ab, die sich in den folgenden Jahren noch verstärken und schließlich
bei der Wahl des Nachfolger Hadrians IV. ihren vollen Ausdruck finden sollte.
Die Spannungen zwischen kaiserlicher und päpstlicher Seite nahmen immer weiter
zu und traten schließlich 1157 an einem von Barbarossa abgehaltenen Hoftag in
Besançon offen zutage, um den es im kommenden Teil der kurz!-Reihe gehen soll.
Zum Weiterlesen:
GÖRICH,
Knut, Friedrich Barbarossa, München 2011.
LAUDAGE,
Johannes, Friedrich Barbarossa: (1152-1190), Regensburg 2009.
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