Sonntag, 15. März 2015

Vom Leben der Landsknechte II

Das Aussehen, die Kleidung und die Waffen der Landsknechte 

Wie bereits im ersten Teil dieser kurz!-Reihe zu den Landsknechten angedeutet, lag die Besonderheit dieser Söldner vor allem in ihrem extravaganten Auftreten, das vor allem verbunden war mit bunter, derber und auffälliger Kleidung. Die Waffen, die Mode und das Aussehen der Landsknechte sollen also den besonderen Schwerpunkt dieses Artikels ausmachen.

Aufsehen erregten Landsknechte im 15. und 16. Jahrhundert vor allem wegen ihrer vielfarbigen und häufig kontrastreichen Kleidung. Schnell hatten sie eine Art Gewohnheitsrecht durchgesetzt, dass es ihnen erlaubte, die Kleidung zu tragen, die sie tragen wollten. Noch 1530 beschloss daher der Augsburger Reichstag, dass „eyn kriegesman/ so eyn dienst hett oder hauptman und im Zugk were / […] sich nach der gestalt der leuff und wie jm gelgegen / kleyden“ könnte.

Grundlegend kann gesagt werden, dass die Mode der Landsknechte vor allem bunt, grellfarbig, facettenreich und aufgrund der freien Gestaltungsmöglichkeit vielfältig war. So wie das gesamte Landsknechtwesen sich nach dem Vorbild der Schweizer Reisläufer formiert hatte, wird heute angenommen, dass auch die Kleidung ihr Vorbild in Schweizer Fastnachtskleidern fand. Allgemein war die Landsknechtmode immer den Trends der Zeit unterworfen. So lassen sich französische, italienische oder venezianische Elemente in der Mode der Landsknechte wiederfinden. Wenngleich sich die Kleidungsstücke immer nach den neuesten Trends richteten, waren sie damit jedoch für den kämpfenden Söldner nicht auch gleichzeitig praktisch.

Den Kopf bedeckten die Landsknechte in der Anfangsphase um 1480 vor allem mit Kappen oder mit einfachen Hauben. Allerdings wurden diese schon schnell abgelöst durch Barette, die in der weiteren Entwicklung des Landsknechtwesens zu ihrer typischen Kopfbedeckung werden sollten. In den meisten Fällen waren die Barette federgeschmückt und gerade ab dem 16. Jahrhundert konnte es sehr extravagant, üppig und ausladend gestaltet sein. Den direkten Leib bedeckten Landsknechte mit Leinenhemden über denen ein figurbetontes Wams getragen wurde. Zudem trugen die Landsknechte eine kurze und entweder vorne oder hinten geschlossene Ärmeljacke. Das besondere Merkmal dieser Jacke war es, dass die Ärmel häufig geschlitzt, eingeschnitten oder gepufft wurden. Gerade die gepufften Ärmel ließen dadurch die Schultern des Trägers breiter erscheinen.

An den Beinen trugen die Knechte spätgotische enge Beinkleider, die so genannten hosen oder parhosen. Ursprünglich handelte es sich dabei um zwei lange Strümpfe, die dann am knielangen Wams befestigt wurden. Da das Wams jedoch in seiner Länge geschrumpft war, ging damit auch die Entwicklung der Strumpfhose einher, die sowohl aus Leder als auch aus Stoff gefertigt sein konnte.

Daniel Hopfner: Die fünf Landsknechte, frühes 16. Jahrhundert
(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/72/Landsknechte.jpg)

Wams und Beinkleider waren meist nach der Mipartimode (franz.-lat. für halb-geteilt) geschneidert. Die Tracht der Landsknechte war also mindestens zweifarbig. Zudem ging auch die Entwicklung der Beinkleider ähnlich wie bei den kurzen Ärmeljacken dahin, dass der Stoff der Strumpfhosen an den Knien, den Oberschenkeln oder an der Hüfte oder aber auch an allen drei Stellen zerteilt und dadurch aufgelockert wurde. Danach wurden die Schlitze dann mit einem Unterfutter versehen. Dadurch entstand im weiteren Verlauf sowohl eine Unter- als auch eine Oberhose. Die Strumpfhose blieb erhalten, allerdings wurde über diese noch als gesondertes Kleidungsstück eine Art geschlitzter Überzug gezogen. In diesem Zusammenhang entstand auch die Oberschenkelhose. Aufgrund der Auflockerung der Beinkleider, durfte jetzt das Knie auch unbedeckt bleiben, weswegen sich eine neue Form der Strumpfhose entwickelte, die nur die Oberschenkel bedeckte. Dabei wurden die langen Beinlinge bzw. die Strumpfhosen durch Kniestrümpfe ersetzt.

Auch die Schuhmode der Landsknechte entwickelte sich im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts. Zu Beginn des Landsknechtwesens trugen sie vor allem die spätgotischen Schnabelschuhe, während aber im 16. Jahrhundert hauptsächlich der Kuhmaulschuh getragen wurde. Zudem waren unter den Knechten auch Stulpenstiefel und Ledergamaschen sowie ab 1540 Hornschuhe verbreitet.

Im Verlauf des 15. Jahrhunderts nahmen Schlitze, Puffen und Wülste an den Kleidungsstücken der Landsknechte mehr und mehr zu. So wurde die Pluderhose zu einem typischen Kleidungsstück und auch die so genannte Schamkapsel bzw. Braguette, die von den Zeitgenossen auch Latz oder Hosenlatz genannt wurde, fand ihre Verwendung in der Mode der Landsknechte. Diese weist auf ein weiteres Merkmal der Landsknechtmode hin: Die Kleidungsstücke, und das zeigen im Besonderen eben die Schamkapsel sowie die Pluderhosen, waren phallisch akzentuiert. Gerade für erstere wurde häufig besonders auffallender Stoff verwendet. Überhaupt war diese für die Landsknechtmode von besonderer Wichtigkeit. Sie war nicht nur zum Schutz gedacht, sondern sie war auch ein Imponiermittel der Landsknechte, um die eigene Männlichkeit auszudrücken.

Wenngleich das Landsknechtsystem großen Wert auf Mitsprache- und Mitentscheidungsrecht der Knechte legte und weniger auf große Hierarchien, kann dennoch gezeigt werden, dass die Kleiderqualität der Landsknechte mit der Bedeutung des Amtes zunahm. 
Auch bei der Haar- und Bartmode waren die Landsknechte sehr vielseitig und sehr frei in der Gestaltung. Allerdings trugen die meisten Söldner einen Bart und kehrten sich damit ab vom Modeideal der Bartlosigkeit, das in der Gotik vorherrschend war. Einige Landsknechte trugen kurze Bärte, Kinnbärte oder lange Bärte, während andere nur einseitig lange Bärte trugen und die andere Seite geschoren wurde. Die Haare trugen die Landsknechte meist kurz. 

Albrecht Altdorfer: Ausschnitt aus der 'Alexanderschlacht', Landsknechte im Gefecht, 1528-1529
(http://de.wikipedia.org/wiki/Landsknecht#/media/File:Alexanderschlacht_(Soldaten).jpg)

In Anlehnung an die Schweizer Reisläufer war die typische Waffe der Landsknechte der Langspieß. Dieser hatte eine durchschnittliche Länge von ungefähr 4,5 Metern und wurde aus Eschenholz angefertigt. Allerdings konnten die Langspieße in der Länge sehr variieren. So gab es auch Spieße zwischen 3,80 Metern und 5,10 Metern Länge. Die Spitzen der Langspieße waren häufig mit Spießeisen versehen, die entweder blattförmig, vierkantig-dolchförmig oder rautenähnlich waren. Neben dem Langspieß war auch die Hellebarde eine typische Waffe der Landsknechte, die besonders von den Vorstehern der Regimenter und Fähnlein geschätzt wurde. Zudem trug jeder Landsknecht auch einen Dolch oder den so genannten Katzbalger, ein Kurzschwert, für den Nahkampf bei sich. Als Schusswaffen waren die Handbüchse oder die Hakenbüchse üblich, während sich im Verlauf des 16. Jahrhunderts mehr und mehr auch die Muskete durchsetzte.

Teilweise trugen die Landsknechte auch Schutzwaffen, um sich im Kampf vor dem Feind schützen zu können. Allerdings war das Tragen von Rüstungsstücken, Kettenkragen, Eisenhüten oder Eisenkappen von der finanziellen Situation des Kämpfenden abhängig, weshalb viele Knechte sich keinerlei Schutzwaffen leisten konnten. Überhaupt zogen bis etwa 1550 die Landsknechte ohne ausreichende Schutzkleidung ins Feld.

Literatur: 
- Baumann, Reinhard: Landsknechte. Ihre Geschichte und Kultur vom späten Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg, München 1994.
- Baumann, Reinhard: Art. Landsknechte, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45077
- Franz, Günther: Vom Ursprung und Brauchtum der Landsknechte (1953), in: Ders. (Hg.): Persönlichkeit und Geschichte. Aufsätze und Vorträge, Zürich, Frankfurt 1977, S. 31-50.
- Möller, Hans-Michael: Das Regiment der Landsknechte. Untersuchungen zu Verfassung, Recht und Selbstverständnis in deutschen Söldnerheeren des 16. Jahrhunderts (Frankfurter Historische Abhandlungen 12), Wiesbaden 1976.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen