Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/13/Konrad_III_Miniatur_13_Jahrhundert.jpg |
Dieses Bild aus der Kölner Königschronik (entstanden im 12. und 13. Jahrhundert) zeigt Konrad III. (1093/94-1152), den ersten Staufer, der die römisch-deutsche Königskrone erlangte. Das prominenteste Mitglied der Staufer ist jedoch mit Sicherheit dessen Nachfolger, Friedrich I. Barbarossa (um 1122-1190), der auf einem Kreuzzug im Fluss Saleph in der heutigen Türkei ertrank und dessen Grablege bis heute unbekannt ist. Seine Popularität verdankt er unter anderem den zahllosen Legenden, die sich um seine Person ranken. So erzählte man beispielsweise über ihn, dass er gar nicht wirklich gestorben sei, sondern in den Bergen des Kyffhäuser sitze und dort auf die richtige Zeit warte, um zurückzukehren und sein Reich wieder zu errichten. In diesem Artikel soll es jedoch nicht um Barbarossa gehen, sondern darum, wer die Staufer waren und wie dieser zunächst eher unbedeutenden schwäbischen Adelsfamilie innerhalb eines halben Jahrhunderts der Aufstieg zum Königtum gelang.
Zunächst ist anzumerken, dass die Bezeichnung „Staufer“ nicht von Zeitgenossen geprägt wurde, sondern erst im späten 15. Jahrhundert aufkam und sich auf den Hohenstaufen, einen Berg auf der Schwäbischen Alb nahe Göppingen und die gleichnamige Burg bezieht, die Barbarossas Großvater, Herzog Friedrich I. von Schwaben (1050-1105) dort besaß. Deshalb wurde er in Quellen auch Friedrich de Stouphin genannt. Anders als im Mittelalter üblich, beriefen sich seine Nachfahren jedoch nicht auf ihre agnatische (väterliche), sondern auf die kognatische (mütterliche) Abstammung, die in diesem Fall weit mehr Rang und Ansehen versprach: Herzog Friedrich I. von Schwaben war mit Agnes (1072-1143), der Tochter Kaiser Heinrichs IV. (1150-1106), verheiratet. Sie war also in gewisser Weise die „Stammmutter“ der staufischen Könige und Kaiser, wenn es darum ging, die eigene Herrschaft zu legitimieren.
Die genaue Herkunft der Familie ist nicht eindeutig zu klären. In Quellen ist zwar die Rede vom Vater und Großvater Friedrichs I. von Schwaben, beide ebenfalls mit dem Namen Friedrich, doch ist keine eindeutige Orts- oder Herkunftsbezeichnung für sie verzeichnet und auch keine politische Stellung. Neben der gängigen Meinung, die Familie stamme aus Schwaben ist ebenfalls eine Herkunft aus dem Elsass denkbar. Der Aufstieg der Staufer lässt sich aus den vorhandenen Quellen also erst ab Herzog Friedrich I. von Schwaben genauer nachvollziehen und begann unter dem Salier-König Heinrich IV. (die Salier waren die Dynastie, der die Könige zu jener Zeit entstammten).
Dieser hatte bereits als Kind die Nachfolge seines Vaters angetreten, weshalb zunächst seine Mutter und wechselnde Große die Regentschaft übernahmen. Einzelne Fürsten schreckten dabei nicht davor zurück, den jungen König zu ihrem eigenen Vorteil und ohne Rücksicht auf ihn und seine Stellung zu beeinflussen, sodass er den Großen des Reiches bald zu misstrauen begann. Um sich eine wirklich loyale Anhängerschaft zu schaffen, die von seiner Gunst abhängig war, verlieh er unbedeutenden Adligen hohe Ränge. Da der bisherige Herzog von Schwaben gegen den König aufbegehrt und sich selbst zum Gegenkönig hatte erheben lassen, entzog Heinrich IV. ihm das Herzogtum, übergab es 1079 an Friedrich und versprach ihm noch dazu seine Tochter Agnes als Ehefrau. In folgenden Konkurrenzkämpfen um das Herzogtum hatte Friedrich I. von Schwaben immer den Vorteil der kaiserlichen Gunst, die durch seine Heirat mit Agnes gefestigt wurde. So war er in den Kreis der ranghöchsten Fürsten aufgestiegen. Als sich Heinrichs IV. Sohn, der spätere Heinrich V. gegen den Vater erhob, unternahm Herzog Friedrich erfolglose Vermittlungsversuche, bevor er 1105 starb. Er hinterließ zwei Söhne: Friedrich, der älteste Sohn, und Konrad.
Friedrich trat die Nachfolge des Vaters als Herzog an, während Konrad die fränkischen Besitzungen der Staufer und später ebenfalls einen Herzogtitel erhielt. Während des ersten Italienzuges Heinrichs V. (1111), der 1106 den Vater verdrängt hatte, verhandelte Friedrich II. von Schwaben bereits in dessen Namen mit dem Papst und galt als nächster männlicher Verwandter sogar als möglicher Nachfolger seines königlichen Onkels. 1116 heiratete er Judith, die Tochter des Herzoges von Bayern. Im gleichen Jahr wurde er während der Abwesenheit Heinrichs V., der erneut in Italien war, gemeinsam mit seinem Bruder Konrad zum Sachwalter des Königs im deutschen Reichsteil. In dieser Zeit verteidigte und mehrte er nicht nur den salischen Besitz, den er verwaltete, sondern auch seine eigene Macht und wurde zu einem der einflussreichsten Großen. Profitieren konnte er insbesondere von Auseinandersetzungen zwischen dem König und einigen Großen des Reiches, in denen er immer wieder als Vermittler auftrat. Er wurde durch seine Königsnähe zu einem gesuchten Verhandlungspartner für die Gegenseite, aber auch zum wichtigsten Ratgeber des Königs, der ihn mit Macht und Einfluss belohnte. Als Heinrich V., im Mai 1125 kinderlos im Sterben lag, vertraute er Friedrich die Fürsorge für seine Frau an und machte den Staufer zu seinem Erben. Alles schien darauf hinzudeuten, dass Friedrich die Nachfolge seines verstorbenen Onkels antreten würde und auch er selbst zeigte sich siegesgewiss.
Gerade diese Einstellung wurde für den Herzog von Schwaben bei der anstehenden Königswahl jedoch zum unüberwindbaren Hindernis. Den wahlberechtigten Großen zeigte er nicht die erforderliche Demut, eine Voraussetzung für die Erhöhung zum König (nach Luk 14,11: Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden). Er stellte vielmehr sein Rangbewusstsein und seine nahe Verwandtschaft zum verstorbenen König in den Vordergrund, weshalb ihm zu großer Ehrgeiz vorgeworfen wurde. Schließlich setzte sich Lothar von Süpplingenburg (1075-1137) und wurde König Lothar III. Er hatte sich die Unterstützung des Herzogs von Bayern, der ja auch Friedrichs Schwiegervater war, gesichert, indem er ihm eine Ehe zwischen seiner Tochter und dessen Sohn Heinrich dem Stolzen versprach. Der Herzog gab also einem möglichen Thronanspruch für seinen Sohn gegenüber der Unterstützung für seinen Schwiegersohn den Vorzug. Es folgten Konflikte zwischen dem neu gewählten König Lothar III. und den beiden staufischen Brüdern um das salische Hausgut, das Friedrich II. von Schwaben als Erbe Heinrichs V. empfangen hatte und das sich nicht mehr eindeutig vom Königsgut trennen ließ, auf das Lothar nun Anspruch erhob. Der Konflikt eskalierte, als Konrad 1127 zum Gegenkönig ausgerufen wurde, wobei unklar ist, wieso die Wahl auf den jüngeren der Staufer-Brüder fiel. Lothar ging gegen die Staufer vor und konnte einen Ausgleich herbeiführen: In einer inszenierten Unterwerfung der beiden Brüder mussten sie barfuß und in ärmlicher Kleidung vor ihn treten und sich ihm zu Füßen werfen. Derartige Unterwerfungsszenen waren nicht ungewöhnlich und wurden im Vorfeld genau geplant. Doch Lothar beließ den Staufern ihre Titel, Stellungen und Besitztümer. Damit wollte er künftige Konflikte vermeiden und Barmherzigkeit – neben der Demut eine weitere wichtige Herrschertugend – demonstrieren. Außerdem sicherte er sich auf diese Weise die Treue der beiden, da sie nun in seiner Schuld standen. Den jüngeren Bruder Konrad machte er sogar zu seinem Bannerträger und er wurde bald in den engeren Kreis der Großen aufgenommen. 1137 verstarb Lothar III. ohne Nachfolger.
Neben den Staufern erhoben jetzt auch die Welfen, die Familie des Herzogs von Bayern, einen Anspruch auf den Thron, da Lothar seinem Schwiegersohn, dem Welfen Heinrich dem Stolzen, auf dem Sterbebett die Reichsinsignien anvertraut hatte. Doch hatte dieser sich, ähnlich wie Friedrich II. von Schwaben zwölf Jahre zuvor, durch Stolz und Hochmut bei den Großen unbeliebt gemacht, was ihm nun einen Nachteil verschaffte. An seiner Stelle wurde der Staufer Konrad zum König gewählt und fand schnell weitgehende Anerkennung.
So war den Staufern der Aufstieg von einem wenig bedeutsamen Adelsgeschlecht zum römisch-deutschen Königtum gelungen. Zunächst hatten sie von den Unruhen während der Herrschaft Heinrichs IV. profitiert, der sich durch Gunsterweise an unbedeutende Adelige eine loyale Anhängerschaft hatte sichern wollen. Dann war der Staufer Friedrich II. von Schwaben im letzten Moment an seinem Hochmut und offenkundigen Machtstreben gescheitert. Mit ähnlichen Vorwürfen sah sich bei der nächsten Königswahl nun der welfische Gegenkandidat der Staufer konfrontiert, sodass Konrad III. als erster Staufer zum römisch-deutschen König gewählt wurde. Während er jedoch noch vor seiner bereits geplanten Kaiserkrönung verstarb, gelang es seinem Neffen und Nachfolger Friedrich I. Barbarossa, dem Sohn Friedrichs II. von Schwaben, auch die Kaiserwürde vom Papst zu empfangen.
Beitrag von Friederike Krüger
Literatur:
Görich, Knut: Die Staufer. Herrscher und Reich (C.H. Beck Wissen – Beck’sche Reihe, Bd. 2393), München 2006.
Ders.: Friedrich Barbarossa. Eine Biographie, München 2011.
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