Sophie von der Pfalz
Vorausgesetzt
Sophie von der Pfalz hätte gute zwei Monate länger gelebt, dann wäre sie uns
heute als Königin von Großbritannien bekannt. So aber ist über die Prinzessin
von der Pfalz nur wenig in die Geschichtsbücher eingegangen und es sind
hauptsächlich ihre eigenen auf Französisch verfassten Memoiren, die uns Auskünfte
über ihr Leben geben.
Sophie wurde am 14.
Oktober 1630 als zwölftes Kind des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. (1610-1632)
und dessen Frau Elisabeth Stuart in Den Haag geboren, wo sich die Familie
aufgrund der Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) im Exil aufhielt,
nachdem die Herrschaft ihres Vaters als König von Böhmen nur ein Jahr Bestand
gehabt hatte („Winterkönig“).
Nach dem Tod des Vaters
nur zwei Jahre nach Sophies Geburt, verbrachte sie ihre Kindheit mit ihren
Geschwistern getrennt von der Mutter in Leiden, bevor diese sie als Zehnjährige
zurück nach Den Haag holte. Da ihre Mutter Elisabeth die Tochter des englischen
Königs Jakob I. (1566-1625) war, hatte die Familie stets enge Verbindungen zum
englischen Königshaus unterhalten. Aus diesen resultierte auch der frühzeitig
geknüpfte Plan, Sophie mit ihrem Cousin Karl zu verheiraten, der schließlich
nach dem englischen Bürgerkrieg und der Wiederherstellung der englischen Monarchie,
der sogenannten Restauration, 1660 zum englischen König gekrönt werden sollte.
Jedoch kam es zu keiner Eheschließung zwischen Sophie und Karl, weshalb Sophie
zunächst nach Heidelberg zog und sich dort um die Kinder ihres Bruder Karl
Ludwig kümmerte. Karl Ludwig war als Pfalzgraf bei Rhein einer der
Reichsfürsten, denen das Recht zur Wahl des römisch-deutschen Königs zustand.
Sophie verbrachte acht
Jahre am Hof ihres Bruders, bevor sie sich schließlich im Oktober 1658 mit
Herzog Ernst August zu Lüneburg-Braunschweig vermählte, der aus dem fränkischen
Adelsgeschlecht der Welfen stammte. Eigentlich hätte sie jedoch dessen Bruder
Georg Wilhelm heiraten sollen. Dieser jedoch zog seine Freiheit vor, welche er
durch eine Ehe gefährdet sah, versprach, niemals eine Ehe einzugehen – ein
Versprechen, das er später brach und somit das Erbe Sophies und Ernst Augusts
gefährdete – und nach seinem Tod das gesamte Herzogtum seinem Bruder zu
vererben und tauschte kurzerhand mit diesem die Braut. Aller Erwartungen aufgrund
dieser seltsamen Umstände zum Trotz, führten Sophie, die durch die Heirat selbst
zur Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg und 1692 gar zur Kurfürstin von Braunschweig-Lüneburg
geworden war, und Ernst August in den folgenden Jahren eine Ehe, die als auf
gegenseitiger Zuneigung fußend angesehen wurde und der neun Kinder entstammten.
Nach einer Zeit in
Hannover und einem Aufenthalt in Osnabrück siedelte die Familie im August 1679 in
die hannoversche Residenz in Herrenhausen um. Sophie kümmerte sich hier besonders
um die Ausgestaltung des Hauses und die Umgestaltung des Gartens nach niederländischem
Vorbild. Außerdem verbrachte sie viel Zeit auf Reisen, die sie hauptsächlich
nach Italien führten und sie beschäftigte sich vermehrt mit Literatur und
Geschichte. Auch kümmerte sie sich intensiv um die Verheiratung ihrer einzigen
Tochter Sophie Charlotte, die letztlich 1684 Friedrich I. von Preußen
(1657-1713) heiraten sollte und somit zur ersten Königin in Preußen wurde.
Nach dieser eher als
ruhig zu charakterisierenden Phase in ihrem Leben, fand Sophie sich, seit 1698
nunmehr verwitwet, 1701 plötzlich, nachdem in England der Act of Settlement erlassen worden war, an zweiter Stelle in der englischen
Thronfolge wieder. Vor ihr stand nur Anne Stuart (1665-1714), die protestantische
Tochter und designierte Thronfolgerin des römisch-katholischen Königs Jakob II.
Als sich die Gesundheit Annes, die ab 1702 Königin von England und Schottland
und ab 1707 nach dem Zusammenschluss erste Königin von Großbritannien geworden war,
von Jahr zu Jahr verschlechterte, sah alles danach aus, als würde die
protestantische Sophie doch noch Königin werden. Sie verstarb jedoch am 8. Juni
1714 im Alter von 83 Jahren plötzlich an Herzversagen, letztlich nur kurz vor
Annes Tod im August 1714. Schließlich war es Sophies erstgeborener Sohn Georg
Ludwig (1660-1727), der als Georg I. den britischen Thron bestieg. Erst mit dem
Tod Königin Victorias 1901 endete diese Herrschaft des Hauses Hannover. Durch
den Act of Settlement ist Sophie jedoch bis heute die gesetzlich garantierte
Stammmutter des britischen Königshauses.
Zum Weiterlesen:
Karin Feuerstein-Praßer: Sophie von Hannover (1630-1714). „Wenn es die Frau Kurfürstin nicht gebe…“, Regensburg 2007.
Karin Feuerstein-Praßer: Sophie von Hannover (1630-1714). „Wenn es die Frau Kurfürstin nicht gebe…“, Regensburg 2007.
Sophies Vater, Kurfürst Friedrich III, lebte von 1610 bis 1632 (nicht wie oben steht 1623).
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