Dass gewisse Bücher
durch ihren Inhalt Spuren in der Geschichte hinterlassen, ist keine Seltenheit.
Selten jedoch ist ein Buch erschienen, das durch seine Wirkungsmacht solche
schrecklichen Konsequenzen für die von ihm Betroffenen nach sich gezogen hat
wie der Malleus Maleficarum, der
sogenannte Hexenhammer.
Dieses Werk, das als die
legitimierende Grundlage für die Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit angesehen
werden kann, erschien erstmals 1486 gedruckt in Speyer. Es erwies sich bis in
die Mitte des 17. Jahrhunderts als überaus erfolgreich und erlebte 29.
Nachauflagen. Somit handelt es sich beim Hexenhammer
zwar um eines der meistgedruckten Werke der Frühen Neuzeit, es wurde jedoch
niemals von einem geistlichen oder weltlichen Herrscher anerkannt. Heute steht
fest, dass der Hexenhammer wohl
eigenständig von dem Dominikaner und Inquisitor Heinrich Kramer (ca. 1430-1505)
verfasst wurde. Die These, dass Jakob Sprenger (1435-1495) seines Zeichens auch
Dominikaner und Inquisitor als Mitautor des Hexenhammers gewirkt habe, gilt in
der Forschung mittlerweile als widerlegt. Ihren Ausgangspunkt hatte diese
Vermutung in der Tatsache, dass auf den frühen Titelblättern häufig auch
Sprengers Name zu finden gewesen war. Sprenger selbst jedoch versuchte gegen
das Auftauchen seines Namens auf den Titelblättern vorzugehen und positionierte
sich später eindeutig als Gegner der Hexenverfolgung.
Gegliedert ist der Hexenhammer in drei Bücher. Während der
erste Teil darüber „aufzuklären“ versucht, was Zauberei im Allgemeinen sei und
wie und woran man den Teufel, Hexen und Hexer erkennen könne, beschäftigt sich
das zweite Buch vermehrt mit den vermeintlichen bösen Taten, den Malefizien, und
hier explizit von Hexen. Diese Malefizien würden einzig darauf abzielen, die
Mitmenschen möglichst umfassend zu schädigen. Im Folgenden werden dann in einer
langen Aufreihung von Anschuldigungen unter anderem folgende „Delikte“ den
Hexen zugeschrieben: die Verwandlung von Menschen in Tiere, das
Heraufbeschwören der männlichen Impotenz, die Infizierung mit gefährlichen
Krankheiten sowie die Beeinflussung des Wetters mit dem Ziel, die Ernteeinträge
der Menschen zu verringern beziehungsweise gänzlich zu vernichten. Das
Schlusskapitel dieses Buches macht zudem deutlich, dass es kaum ein Mittel
gebe, sich gegen diese magischen Taten zur Wehr zu setzen oder sich vor diesen
zu schützen. Daran anknüpfend versucht das dritte Buch dann aber doch, mögliche
Gegenmittel aufzuzeigen, die sich letztlich hauptsächlich um die richtige
Prozessführung drehen. Da es sich bei den Verhandlungen um Inquisitionsprozesse
handelte, erforderten diese ein Geständnis der Angeklagten, um den Schritt der
Verurteilung einzuleiten. Folglich thematisierte das dritte Buch vermehrt
Verhörmethoden, die richtige Anwendung der Folter (zahlreiche Frauen hatten
schlicht nichts zu gestehen und wussten, dass ein Geständnis sie belasten
würde, daher schwiegen sie), die verschiedenen möglichen Strafen und
schließlich die Arten der Ausrottung.
Kramer schuf mit seinem
Buch keineswegs etwas Neues, sondern er trug vielmehr die bereits in früherer
Hexenliteratur beschriebenen Elemente zusammen und erweiterte diese zu einer
tatsächlichen Enzyklopädie der Hexerei. Diese wurde zu einem Handbuch der
Hexenverfolgung und durch ihre Ratschläge zu einem Hilfsmittel in
Hexenprozessen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern zeichnete sich der Hexenhammer durch seine enorme Frauenfeindlichkeit
aus. Hexer verschwanden in ihm beinahe völlig und „die Hexe“ wurde zum
Inbegriff des Bösen und zu einem Feindbild stilisiert, das es zu verfolgen,
wenn nicht gar zu töten galt.
Es wäre falsch, dem Hexenhammer und somit seinem Verfasser
die Schuld an den Hexenverfolgungen im Allgemeinen zuzuschreiben. Genauso
falsch wäre es jedoch, seine Wirkung zu unterschätzen. Mit Sicherheit begünstigte
und legitimierte sein Text die massenhaften Verfolgungen und Ermordungen von
Frauen als Hexen zwischen 1500 und 1700, was an erhöhten Prozesszahlen nach
seiner Veröffentlichung abgelesen werden kann. Gleichzeitig gilt es jedoch
darauf hinzuweisen, dass es auch schon vor seinem Erscheinen Prozesse und
Hinrichtungen gegeben hatte.
Für alle drei Bücher
des Hexenhammers in deutscher Übersetzung von 1923 siehe: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HexenhammerSprenger1923.pdf
Für einen ersten Zugriff lohnt sich vor allem ein Blick in die detaillierten
Inhaltsverzeichnisse.
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