Sonntag, 10. Juli 2016

Friedrich I. und die Päpste: Teil II – Die Kaiserkrönung, der Abbruch des Italienzuges und die Zuwendung des Papstes zu den Normannen in Sizilien


Der thronende Kaiser Friedrich I. Barbarossa; Miniatur aus der Welfenchronik (um 1170 entstanden), https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._%28HRR%29#/media/File:Friedrich-barbarossa-und-soehne-welfenchronik_1-1000x1540.jpg

Im ersten Teil unserer kurz!-Reihe über die Beziehungen Friedrich I. Barbarossas zu Papst Hadrian IV. ging es um einen Eklat im Rahmen des ersten persönlichen Aufeinandertreffens zwischen den beiden Männern. Dabei stand die nach Meinung der päpstlichen Seite ungenügende Ausführung des Strator- und Marschalldienstes und die anschließende Verweigerung des Papstes, dem deutschen König den Friedenskuss zu geben, im Fokus. Nachdem dieser Konflikt schließlich überwunden werden konnte, sollte nun Barbarossas Kaiserkrönung durch Hadrian IV. in Rom erfolgen, die der eigentliche Anlass des ersten Italienzuges (1154-1155) gewesen war.

Sonntag, 26. Juni 2016

Wilhelmine von Grävenitz – Aufstieg und Fall einer Mätresse

Dass Herrschende in der Frühen Neuzeit Mätressen hatten und diese teilweise über immensen politischen Einfluss verfügten, war keine Seltenheit. Madame de Pompadour, Mätresse des französischen Königs Ludwig XV., ist hierfür wohl das bekannteste Beispiel. Dabei waren jene Frauen aber auch stets der Gefahr ausgesetzt, den gerade gewonnenen Einfluss genauso schnell wieder zu verlieren. In unserem heutigen Artikel beschäftigten wir uns mit Wilhelmine von Grävenitz (1685-1744), die als Mätresse des Württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig (1676-1733) einen enormen gesellschaftlichen und politischen Aufstieg erlebte, bevor sie durch einen plötzlichen Todesfall in der Familie des Herzogs ihrer Stellung und ihres Ansehens beraubt wurde.

Sonntag, 19. Juni 2016

Item eyne nüwe nase zcu machen – Die Beschreibung der Nasenersatzplastik Heinrichs von Pfalzpaint

Als der deutsche Mediziner Carl Ferdinand von Graefe zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Berlin mehrere Nasenrekonstruktionen durchführte, wandte er dabei eine Methode an, die bereits knapp 400 Jahre vor ihm vom Wundarzt Heinrich von Pfalzpaint (1400-1465) als neue 'italienische Methode' beschrieben worden war. Auch wenn Graefe seine Rekonstruktionsmethode als 'deutsche Methode' verstand, wandte er also medizinisch-chirurgisches Wissen an, dass im Mittelalter entstanden und (weiter)entwickelt worden war. Im Mittelpunkt unseres Artikels soll die spätmittelalterliche Beschreibung der gestielten Nasenersatzplastik Heinrichs von Pfalzpaint stehen, die als Erstbeschreibung der Nasenplastik überhaupt gelten kann.

Sonntag, 12. Juni 2016

Friedrich I. Barbarossa und die Päpste: Teil I – Der Eklat von Sutri


 
Friedrich I. Barbarossa küsst Papst Alexander III. die Füße, Francesco Salviati, entstanden im 16. Jahrhundert, http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Salviati,+Francesco%3A+Die+Vers%C3%B6hnung+zwischen+Papst+Alexander+III.+und+Friedrich+I.+Barbarossa+in+Venedig.
Dieses Bild zeigt die Aussöhnung Friedrich I. Barbarossas (um 1122-1190) mit Papst Alexander III. (um 1100-1181) nach dem fast 20 Jahre andauernden sogenannten "Alexandrinischen Schisma", dessen Entstehung durch eine ganze Reihe von Konflikten zwischen Kaiser und Kurie begünstigt wurde. Friedrich I. Barbarossa ist wohl eine der bekanntesten Gestalten des Mittelalters. Meist wird er als eine Art Lichtgestalt und Identitätsstifter in der deutschen Geschichte dargestellt und seine Herrschaft als äußerst erfolgreich nachgezeichnet. Dass es innerhalb seiner Regierung aber auch zu den oben bereits erwähnten heftigen Auseinandersetzungen mit dem Papst und der römischen Kurie kam, die schließlich in einer Kirchenspaltung endeten, wird dabei häufig übersehen. Weshalb sich die Fronten zwischen Papst und Kaiser so dermaßen verhärteten, dass es 1159 zu einer doppelten Papstwahl kam, bei der sich die Wunschkandidaten der kaiserlichen und der kurialen Partei unversöhnlich gegenüberstanden, soll in dieser kurz!-Reihe beleuchtet werden. Dabei soll immer wieder die Frage im Vordergrund stehen, inwiefern den verschiedenen Konflikten möglicherweise eine Provokation zugrunde lag und wann es sich schlicht um ein Missverständnis gehandelt haben könnte.

Sonntag, 5. Juni 2016

Der Elefant Abul Abaz

Als der jüdische Kaufmann und Dolmetscher Isaak mit einer kleinen Delegation des abbasidischen Kalifen Hārūn ar-Raschīd (Kalif von 786 bis 809) am 20. Juli 802, zwei Jahre nach der Verleihung der Kaiserwürde an Karl den Großen (747-814, Kaiser ab 800), eines der Tore der Kaiserpfalz Aachen durchquerte, wurde er dabei vom Elefanten Abul Abaz begleitet. Die Einwohner müssen nicht schlecht gestaunt haben, hatten sie ein solch exotisches und außergewöhnliches Wesen bis dahin garantiert noch nie gesehen. In unserem Artikel deuten wir die wenigen Quellenaussagen, erörtern die Hintergründe dieses wertvollen Geschenks und entkräften einige Mythen und Legenden, die sich um den Elefanten ranken.


Sonntag, 29. Mai 2016

Die Wundervölker des Ostens*

Im Jahr 1493 veröffentlicht der Humanist und Historiker Hartmann Schedel (1440–1514) seine Weltchronik. Von der Erschaffung der Welt bis in seine eigene Gegenwart gliedert Schedel die Weltgeschichte in insgesamt sieben Weltalter – samt Ausblick auf das Jüngste Gericht. Dabei geht es ihm nicht allein um die Wiedergabe historischer Ereignisse, auch Wunderberichte und Sensationsmeldungen finden Platz in seinem monumentalen Werk. 

Auf eine der seltsamsten Stellen des Werkes trifft der Leser direkt nach dem Bericht über die Sintflut: Rechts und links vom Text finden sich Holzschnitte, auf denen 14 Vertreter ganz absonderlich aussehender Völker abgebildet sind, die in den entlegenen Regionen „india“ und „ethiopia“ leben sollen (Abb. 1, Blatt XIIr). Glaubt man den Holzschnitten, dann geht es skurril zu dort am Rande der Welt: Manche Bewohner haben so große Ohren, dass sie damit ihren ganzen Körper bedecken können. Andere Wesen tragen auf ihrem Menschenkörper einen Hundekopf und können deshalb nur bellen. Auch Wesen mit Kranichhälsen und Schnäbeln sollen das Ende der Welt bevölkern. Hartmann Schedel hat sich diese wundersamen Wesen nicht selbst ausgedacht, sondern zusammengetragen, was er bei anderen Autoren über ihre Existenz gelesen hat. Schedel ist Glied in einer langen Kette literarischer Berichte über die Bewohner entlegener Erdregionen. Doch wo liegen die Wurzeln der Vorstellung, die Ränder der Welt seien von monstra, also deformierten Wesen, bewohnt?

Wundervölker im Liber chronicarum von Hartmann Schedel, fol. 12r (© BSB München, INK S-195)
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00034024/image_94 

Sonntag, 15. Mai 2016

„Wie Phönix aus der Asche“ – Geschichte und Ursprung des mythischen Vogels

Hätte mir gerade noch gefehlt, wenn Dumbledores Vogel stirbt, während ich allein mit ihm bin, dachte Harry gerade - als der Vogel in Flammen aufging. […] [F]ieberhaft schaute er sich um, ob es nicht irgendwo ein Glas Wasser gäbe, aber er sah keines; der Vogel war mittlerweile ein Feuerball geworden; er gab einen lauten Schrei von sich und schon war nichts mehr von ihm übrig als ein schwelender Haufen Asche auf dem Boden. Die Bürotür ging auf und Dumbledore kam mit ernstem Gesichtsausdruck herein. »Professor«, keuchte Harry, »Ihr Vogel - ich konnte nichts machen - er hat einfach Feuer gefangen.« Zu Harrys Verblüffung lächelte Dumbledore. […] »Fawkes ist ein Phönix, Harry. Phönixe gehen in Flammen auf, wenn es an der Zeit für sie ist zu sterben, und werden aus der Asche neu geboren. Sieh mal ...« Harry sah gerade noch rechtzeitig hin, um einen winzigen, verschrumpelten, neugeborenen Vogel den Kopf aus der Asche stecken zu sehen. Er war genauso hässlich wie der alte. »Ein Jammer, dass du ihn an einem Brandtag sehen musstest«, sagte Dumbledore und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Eigentlich ist er die meiste Zeit sehr hübsch, herrlich rot und gold gefiedert. Faszinierende Geschöpfe, diese Phönixe. Sie können unglaublich schwere Lasten tragen, ihre Tränen haben heilende Kraft und sie sind außerordentlich treue Haustiere.«“ 
(Rowling, Joanne K., Harry Potter und die Kammer des Schreckens, Hamburg 1999, S. 215-216)

Dieser Abschnitt beschreibt die erste Begegnung Harry Potters mit dem Phönix Fawkes in J.K. Rowlings „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“. Im weiteren Verlauf des Bandes, aber auch der ganzen Buchreihe, kommt dem Phönix Fawkes eine zwar kleine, aber auf keinen Fall zu unterschätzende Rolle zu. Durch seine besonderen Fähigkeiten rettet er nicht nur dem Protagonisten der Serie, sondern auch seinem Besitzer Albus Dumbledore das Leben und tritt immer wieder im entscheidenden Moment auf, um alles zum Guten zu wenden.

Im dritten Artikel unseres Themenmonates ‚Tiere und Fabelwesen‘ wollen wir uns mit den überlieferten Eigenschaften des Phönix beschäftigen, von denen auch J. K. Rowling einige im oben zitierten Abschnitt aufgreift und versuchen, uns dem Ursprung des legendären Vogels zu nähern.