Sonntag, 24. Januar 2016

Kaiserin Theophanu - Das Bild der westlichen Herrscherin im Wandel

„Wohl war sie vom schwachen Geschlecht, doch eigneten ihr Zucht und Festigkeit und ein trefflicher Lebenswandel, was in Griechenland selten ist; so wahrte sie ihres Sohnes Herrschaft mit männlicher Wachsamkeit in ständiger Freundlichkeit gegenüber Rechtschaffenen, in furchtgebietender Überlegenheit gegenüber Aufsässigen.“
                                                           Thietmar von Merseburg, Chronicon, IV, 10. (Übersetzung nach: Gerd Althoff, Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat, Stuttgart ²2005, S. 170.)

Mit diesen Worten schließt der Merseburger Bischof und Geschichtsschreiber Thietmar sein Urteil über die ottonische Kaiserin Theophanu ab, die nach dem Tod Ottos II. die Vormundschaft über ihren unmündigen Sohn Otto III. übernahm. Im Vergleich zu weiteren Quellen fällt dieses Urteil recht positiv aus, wobei selbst dieses Lob von Vorurteilen gegenüber Frauen und Fremden gekennzeichnet ist. Daneben sind in weiteren Quellen die Vorbehalte deutlich kritischer gefasst: Häufiger ist von einem ungewöhnlichen Auftreten, einer Verführung der westlichen Frauen zum Luxus und einer zu großen Einmischung in die von Männern beherrschte Politik die Rede. Unabhängig von diesen Urteilen stehen Theophanu und ihr Wirken in der Geschichte für einen Wandel des Bildes der westlichen Herrscherin. 

Otto und Theophanu, auf gleicher Höhe, werden von Christus gekrönt / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ac/Otton_II_et_Th%C3%A9ophano.JPG

Sonntag, 17. Januar 2016

Christina von Schweden - Selbstbestimmung im Rahmen ihrer Möglichkeiten

Königin Christina von Schweden (1626-1689) war vielleicht die ungewöhnlichste Königin ihrer Zeit, vor allem aber war sie eine Frau, die im 17. Jahrhundert den Mut hatte, selbstbestimmt schwerwiegende und unpopuläre Entscheidungen zu treffen und die daraus resultierenden Konsequenzen zu tragen: So weigerte sie sich Zeit ihres Lebens zu heiraten, sie entschied sich aus freien Stücken zur Abdankung und anschließend zur Konversion zum Katholizismus, auch wenn das den Bruch mit ihrem protestantischen Heimatland Schweden bedeutete. Mit der interessanten Persönlichkeit Christina von Schweden setzen wir heute unseren Themenmonat „Herrscherinnen“ fort.

Frühes Porträt um 1640, Ölgemälde von Hofmaler Jacob Henry Elbfas, Nationalmuseum Stockholm. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Queenchristine.jpg

Sonntag, 10. Januar 2016

Eleonore von Aquitanien – Kämpferin für ihre Söhne



„Eleonore von Aquitanien ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie die Geschichte die Persönlichkeit formt und wie Generationen von Schriftstellern und Historikern eine Gestalt aus Fleisch und Blut entstehen lassen, hinter der die historisch bekannten Fakten längst verblaßt sind. Wie ihre Söhne Richard Löwenherz und Johann Ohneland im allgemeinen Bewußtsein als Helden […] fortleben, […] so ist auch Eleonore zmu Mythos geworden. Gerade heute, wo die Frauengeschichtsschreibung nach Identifikationsfiguren sucht, scheint ihr Schicksal besonders aktuell geworden zu sein.“ (Vones-Liebenstein, Ursula, Eleonore von Aquitanien. Herrscherin zwischen zwei Reichen, Zürich 2009 (2.Auflage), S. 113)

So beschreibt Ursula Vones-Liebenstein Eleonore von Aquitanien (1122-1204), Königin von Frankreich (1137-1152) und England (1154-1189), in ihrem Buch über deren Leben. In diesem Zitat wird bereits deutlich, dass Eleonores Persönlichkeit Menschen aller Zeiten fasziniert und gleichsam inspiriert hat, eine Art Mythos um sie zu formen. Neben ihrer häufig herausgestellten Selbstbestimmtheit finden auch ihre politische Aktivität und Agilität bis ins für diese Zeit ungewöhnlich hohe Alter (sie wurde  82 Jahre alt) bis heute noch weit verbreitete Anerkennung. Vor allem, wenn es um ihre Söhne ging, entwickelte Eleonore eine ungeheure Antriebskraft, um deren Interessen voranzubringen. Und genau darum soll es in unserem heutigen Artikel gehen, mit dem wir unseren Themenmonat „Herrscherinnen“ beginnen. 

Sonntag, 20. Dezember 2015

Die Weihnachtsgeschichte auf Mittelhochdeutsch - Das Marienleben des Schweizers Wernher

Die Geburt Jesu dargestellt in einer Schmuckinitiale in einer englischen liturgischen Handschrift (1310-1320)
https://en.wikipedia.org/wiki/Nativity_of_Jesus#/media/File:Nativity_01.jpg

Wohl jedem dürften die Weihnachtsgeschichten, jene im Neuen Testament zu findenden Erzählungen, die die Geburt Jesu von Nazareth schildern, aus dem Alltag, der Schule, dem (Eigen-)Studium oder aber auch aus dem Weihnachtsgottesdienst bekannt sein. Die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukasevangelium ist dabei die bekanntere und jene, die traditionell an Weihnachten im christlichen Gottesdienst verlesen wird, während die Weihnachtsgeschichte nach dem Matthäusevangelium den meisten eher unbekannt sein dürfte. In diesem kurz!-Artikel soll aber eine andere Weihnachtsgeschichte im Mittelpunkt stehen, eine Weihnachtsgeschichte auf Mittelhochdeutsch, die Teil eines im 14. Jahrhunderts verfassten Marienlebens ist. Aufgrund der Tatsache, dass sich der Schreiber bei der Fertigstellung seines Marienlebens vor allem auf Apokryphen, nicht in den biblischen Kanon aufgenommene Texte, bzw. Werke stützte, die sich ihrerseits an apokryphen Schriften orientieren (z.B. Vita beatae virginis Mariae et salvatoris rhythmica), bietet es einige Änderungen und Zusätze zu den aus dem Neuen Testament bekannten Weihnachtsgeschichten, denen dieser kurz!-Artikel nachgehen möchte.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Alexandrine von Taxis

Seit 1595/1597 existierte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die Kaiserliche Reichspost, die seit ihrer Gründung durch Kaiser Rudolf II. (1552-1612) ununterbrochen bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1806 von Mitgliedern der Familie Taxis von Brüssel aus betrieben wurde. Aus der langen Reihe von Generalpostmeistern nimmt dieser Artikel eine ganz besondere Person in den Blick: Alexandrine von Taxis, die einzige weibliche Generalpostmeisterin in der Geschichte der Kaiserlichen Reichspost oder wie sie von dem Historiker Wolfgang Behringer bezeichnet wurde, die „Managerin der Reichspost zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges“.

Porträt von Alexandrine von Taxis auf einem Reiter- oder Hochzeitsteppich von 1646
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/02/Alexandrine_von_Taxis.jpg/800px-Alexandrine_von_Taxis.jpg

Sonntag, 6. Dezember 2015

Wilhelm der Eroberer: Die normannische Landnahme und deren Folgen

„Die Angelsachsen, nach denen die Jahre 597 bis 1066 benannt worden waren (Anglo-Saxon England), wurden entmachtet, die militärische und politische Elite in der Schlacht bei Hastings fast vollkommen ausgelöscht und das angelsächsische England durch die normannische Politik quasi „abgelöst“.“

Mit diesem Satz endete unser Artikel „Wilhelm der Eroberer und der Beginn des englischen Mittelalters“ [kurz!-Artikel: Wilhelm der Eroberer und der Beginn des englischen Mittelalters], der den Nachfolgestreit nach König Eduards Tod in England und damit verbunden die normannische Landnahme durch Wilhelm den Eroberer thematisiert sowie bereits einen ganz kurzen Ausblick auf die folgenden Jahrzehnte gegeben habe. Nachdem Wilhelm gekrönt worden war, blieb er bis zu seinem Tod am 9. September 1087 König Englands und gründete durch die Nachfolge seines Sohnes Wilhelm Rufus eine Dynastie. Obwohl bereits König Eduard der Bekenner (König von 1042 bis 1066) eine pro-normannische Politik verfolgte – seine Mutter Emma war eine normannische Herzogstochter –, stieß diese politische Ausrichtung nicht überall im Königreich auf Gegenliebe. Wilhelm der Eroberer schaffte es dennoch seine Herrschaft zu etablieren und auszubauen. Mit welchen Mitteln stabilisierte er sie? Mit welchen Problemen hatte der englische König zu kämpfen und wie versuchte er diese zu lösen? Die Beantwortung dieser Fragen steht im Mittelpunkt dieses Artikels. Die meisten Maßnahmen Wilhelms würden jeweils einen eigenen Artikel verdienen. Dieser Artikel soll vor allem einen Überblick über die Vielzahl der Veränderungen bieten und einen Einblick in den Gesellschaftswandel liefern.

Wilhelm der Eroberer auf dem Teppich von Bayeux / Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/Bayeuxtapestrywilliamliftshishelm.jpg